Alles ist getan. Die letzten Farben sind aufgebraucht, haben am restlichen Papier Spuren in die Zukunft hinterlassen. Walzen und Pinsel sind gewaschen. Ein paar müßige Tage noch. Die Sonne ist unerbittlich heiß geworden, zu heiß, um es ernsthaft mit ihr aufzunehmen. Ich bleibe im Schatten und warte auf den Abend, finde ein vergessenes Buch von Rafael Chirbes. Alte Freunde. Pessimistisch und direkt, wie immer. Er hat nicht weit von hier gewohnt, ich kenne die Landschaft seiner Beschreibungen, banal und schön und abschreckend hart zugleich. Fragil und steinern. Seine Sätze wiederholen den Rhythmus des Windes, der hier fast nie aufhört, nur nur von Zeit zu Zeit Atem holt um den Boden weiter auszutrocknen.
“Steine, vom Meer umschmeichelt, dazwischen Posidonias, wie die Haare eines Ertrunkenen, gewiegt vom Auf und Ab der Wellen, Wucherungen, Geschöpfe an der Grenze zwischen Mineralien, Tier- und Pflanzenwelt, höckerige Schnecken, mit grünem Moos bedeckt, aus denen sich unruhige Beine strecken; sie rennen über die glitschigen Steine, die von oszillierenden, glibberigen Mähnen bedeckt sind; Geschöpfe, von der Natur wie für einen Maskenball ausgestattet; Strände, bedeckt von getrockneten Algen und Schwämmen, aus denen Insekten springen, herrenlos streunende Hunde; steinige Strände, Höhlen, in die das Wasser Echos setzt, Felsplatten, bevölkert von Seeigelkolonien, schwarz, grünlich, rötlich, bläulich unter dem Laken stillen Wassers, das durchsichtig ist wie Öl, sich plötzlich wellt und sich dann langsam aufbäumt und wild wird; gelber Sand, rote Erde, blutig vom Rost. ”
Ich habe nie wirklich hinterfragt, weshalb das Cabo Cope seinen Namen trägt, es schien mir offensichtlich. Der Kopf einer Frau, deren restlicher Körper vom Meer bedeckt wird, deren lockiges Haar schon vor langer Zeit zur Hügellandschaft erstarrt ist. Ihr Profil hat etwas Antikes an sich, eine Nymphe vielleicht oder Gaia selbst.
Dann sperre ich das Haus ab und kehre dem Meer den Rücken. Alles ist wie zuvor. Nichts ist wie zuvor.
“Derweil bricht das Meer an den Klippen von (...) (Aguilas), leckt die goldenen Strände, auf denen seit zwanzig Jahren kein anderer Sand liegt als der, den die Lastwagen von wer weiß woher bringen, um den zu ersetzen, den die Sturmfluten jeden Winter verschlucken.”