Ein Kurzinterview
Was an deinem Handwerk liebst du so sehr, dass du dein Leben der Kunst widmest?
Ich liebe die Arbeit mit Farben und ich liebe das Forschen in der Kunst. Beides hat viel mit Freiheit zu tun. Als Künstlerin kann ich mich über die Grenzen der Disziplinen hinweg setzen und Zusammenhänge sichtbar machen, die ansonsten unbemerkt bleiben. Dieses undisziplinierte Arbeiten beeinflusst auch die Malerei, die mit mir verbunden ist wie das Atmen. In der besten Momenten der Arbeit denke ich nicht mehr darüber nach, versucht nicht der Kopf zu bestimmen, was die Hand ausführen soll. Ich male dann als ganzes Wesen, ungeteilt. Es hat etwas mit jener Selbstvergessenheit zu tun, die völlige Konzentration möglich macht. Malen ist existenziell.
Gab es einen bestimmten Moment oder eine bestimmte Person in deinem Leben, die dir klar machte, dass du Künstlerin werden willst? Wenn ja, was ist passiert?
Es gibt weder diesen Moment noch eine Person, ganz im Gegenteil, ich wollte Künstlerin werden noch bevor ich wußte was das ist oder wie ich es werden kann. Es war nicht möglich es nicht zu sein.
Was bedeutet Erfolg für dich als Künstlerin?
“Und Sie können davon leben?” Wann haben Sie zuletzt ihre Ärztin gefragt, ob sie von ihrer Arbeit leben kann? Als Künstlerin ist es eine der Fragen, die mir am häufigsten gestellt werden. Manchmal gefolgt von:“Sollte ich Sie kennen?” An den Erfolg in der Kunst wird ein materieller Massstab angelegt, ein Barometer mit den Einheiten reich und berühmt. Das Ziel scheint klar, die Möglichkeiten es zu erreichen fragwürdig. Ich lebe von und mit der Kunst, aber ich bin weder reich noch berühmt, früher hätte ich mit einer Mischung von Ironie und Hoffnung ergänzt - noch nicht. Erfolg ist immer nur vorübergehend. Jeder Erfolgmuss vom nächsten übertroffen werden, um Bestand zu haben, schon das nächste Ranking irgendwo kann ihn wieder zunichte machen. Erfolgsgeschichten sind die neuen Märchen.
Es lohnt, sich das Wort genauer anzusehen. Ursprünglich wurde der Begriff Erfolg neutral verwendet, im Sinn von etwas ist erfolgt, geschehen. “Die Welt ist alles, was der Fall ist”, merkt Wittgenstein an, und was der Fall ist, die Tatsache, das ist Erfolg. So interpretiert verändert sich die gesamte Fragestellung, denn es geht nicht mehr um Verkäufe oder Beliebtheit, sondern um Tatsachen, eine Kombination aus Taten und Sachen. Ist Kunst nicht genau das? Was heißt das nun für den Erfolg? Jenseits der Notwendigkeit von linearem Wachstum ist der Begriff nicht mehr so fragil, nicht angewiesen auf Rekorde und Produktionssteigerungen. In der Kunst ist Erfolg nicht jährlichen Zuwachs der Produktion gebunden. Es geht vielmehr um das Aufrechterhalten von Tätigkeit, weiter Malen, Denken, Tatsachen schaffen. Damit bin ich bei dem,was Erfolg für mich persönlich bedeutet: Mich nicht aufhalten lassen, meinen Interessen immer weiter zufolgen und neue Interessen in der Welt zu finden. Mich weiter mit Kunst zu beschäftigen und unbeirrt meine künstlerische Arbeit zu machen, immer weiter die Bruchstücke einer fragmentierten Welt zu neuen Zusammenhängen zu fügen.
A Short Interview
What is it about your craft that you love so much that you have committed your life to being an artist?
I love the work with colors and I love the research in the art. Both have a lot to do with freedom. As an artist, I can go beyond the boundaries of disciplines and visualize relationships that would otherwise go unnoticed. This undisciplined work also influences painting, which is connected with me like breathing. In the best moments of the work I do not think about it anymore, do not try to determine what the hand should do. I then paint as a whole being, undivided. It has something to do with that self-forgetfulness that makes total concentration possible. Painting is existential.
Was there a defining moment or person in your life that made you realise you wanted to become an artist? If so, what happened?
There is neither this moment nor a person, on the contrary, I wanted to become an artist even before I knew what it was or how I can become it. It was not possible not to be an artist.
What does success mean to you as an artist?
"And you can live on it?" When did you last ask your doctor if she could live from her work? As an artist, it's one of the questions I'm most likely to be asedk. Sometimes followed by: "Should I know you?" A material scale is created for success in art, a barometer with the units rich and famous. The goal seems clear, the possibilities to achieve it are questionable. I live by and with the arts, but I am neither rich nor famous, in the past I would have complemented this - with a mixture of irony and hope - not yet. Success is always temporary. Every success must be surpassed by the next one in order to survive, the next ranking somewhere can nullify it. Success stories are the new fairy tales.
It's worth taking a closer look at the word. Originally, the term success was used neutrally, in the sense of something has happened, something has been done. "The world is everything that is the case," notes Wittgenstein, and what is the case, these fact that is success. Thus interpreted the whole question changed, because it is no longer about sales or popularity, but about facts, a combination of deeds and things. Is not that exactly what art is? What does that mean for success? Beyond the need for linear growth, the term is no longer so fragile, not dependent on records and production increases. In art, success is not tied to annual growth in production. It is more about maintaining activity, painting, thinking, creating facts. This brings me to what success means to me personally: not to stop, to continue to pursue my interests and to find new interests in the world. To continue to occupy myself with art and to do my artistic work, to add the fragments of a fragmented world to new contexts.