artemisiaGARTEN

Ein Garten nach einem Bild für den Rathausplatz in Tulln

#greenARTtulln, #artemisiaGARTEN

Der Garten ist ein Modell der Welt im Maßstab 1:1.
— Lucius Burckhardt

Steinpflaster und Kugelahorn; niedrige, bunt und ohne sich zu versamen blühende Pflanzen bestimmen den Raum rund um die Mariensäule – ein Garten, auch hier. Das Modell einer geordneten Welt. Alles unter Kontrolle.

Der Garten ist ein Modell für unseren Umgang mit der Welt, unsere Weltsicht, unseren Zugriff auf die Welt: Egal wie groß oder wie klein er ist, birgt er immer eine Utopie in sich. Wie wollen wir leben? Fest verankert im hier und jetzt verweist der Garten auf eine Vergangenheit und auf eine Zukunft.

Der Garten muss wilder werden.

Der artemisiaGARTEN entsteht im Kontrast zu den gewohnten Beeten, wuchernd, dunkel und überschwänglich, ein Ort des Überflusses als Antithese zur gebändigten Natur. Der Entwurf des Gartens folgt in der Auswahl der Pflanzen einem gemalten Bild: Ungewöhnliche Pflanzen in einer ungewöhnliche Zusammenstellung. Die Pflanzen kommen aus unserer Sammlung von Pflanzen der Gattung Artemisia und werden ergänzt durch Dahlien und dunkle Gemüsesorten.

Die Artemisia-Arten, von denen es über dreihundert gibt, waren  bereits in der Antike als Heil- und Gewürzpflanzen bekannt. Sie haben grünlich-graue Blätter, der Geschmack ist oft bitter, ihr Duft herb-würzig und die Blüten sind meist unscheinbar. Im Garten treffen sich Pflanzen unterschiedlicher Herkunft: Artemisia annua, der einjährige Beifuss, den es in Österreich nur mehr selten gibt, und dessen heilende Wirkung gegen Malaria Hoffnung gibt. Artemisia argyi, eine in China beliebte Varietät des Beifusses. Artemisia lactiflora 'Weiße Dame' oder Elfenraute, eine intensiv duftende Sorte des Pflanzenzüchters Ernst Pagels. Artemisia momijamae, eine selten kultivierte Art aus Japan mit ungewöhnlich graugrünen Blättern und einem kontrastreichen, silbrigen Rücken. Artemisia vulgaris var. gilvescens, eine Wildart aus dem Osten Sibiriens, eine eindrucksvolle herb-aromatische Heilpflanze. Dazu dunkle Tomaten, wie die Sorten 'Dancing with Smurfs' und 'Helsing Junction Blues', die erst vor kurzem gezüchtet worden sind. Begleitend dazu die violetten Blütenschirmchen der Verbena bonarensis, rote Melde und roter Amarant, dunkellaubige und burgunderfarbe Dahlien blühen dazwischen.

Natürlich sind die Aussagen der Gärten nicht einfach lesbar; die Bedeutung von Kunstwerken – und Gärten sind Kunstwerke – ist keineswegs eindeutig. Gärten sind vielmehr das grosse Experimentierfeld, auf welchem die Zeitalter tastend in jene Gefilde vorstiessen, zu welchen sie aufschiebbare Gedanken noch nicht entwickelt hatten.
— Lucius Burckhardt

Der artemisiaGARTEN besteht aus parallel angeordneten Beeten, zwischen denen Betrachter durchgehen können, sich im Garten verlierend, umschlossen vom Geruch der Pflanzen.

Sommer 2018 am Rathausplatz Tulln, Eröffnung: Samstag, 5. Mai ab 10 Uhr

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