Ausstellungsbeteiligungen im Mai

Diesen Mai gibt es mehrere Gelegenheiten meine Arbeiten zu sehen:

Kunstverein Paradigma: SCHLUSSPUNKT.02 - 2000 - 2010

Nach 35 Jahren Ausstellungstätigkeit schließt der Kunstverein PARADIGMA in Linz seine Türen. Vorher gibt es aber noch einen Schnelldurchlauf durch die vergangenen Ausstellungen und viele der Künstler*innen der vergangenen Jahre werden nochmals sichtbar.

ERÖFFNUNG: DONNERSTAG, 8. MAI 2025, 18 Uhr

DAUER: 8.5. - 6.6. 2025

ORT: Kunstverein Paradigma, Landstraße 79/81, 4020 Linz

Mit BENI ALTMÜLLER_ARMIN ANDRASCHKO_DIETMAR BREHM_ELISABETH CZIHAK_CIMI CZIMEK_FELIX DIECKMANN_ASTRID ESSLINGER_MARGIT FEYERER-FLEISCHANDERL_JUDITH GOETZLOFF_OTTILIE GROSSMAYER_WALTER GSCHWANDTNER_PHILIPP HANICH_ANGELIKA HASLINGER_GESCHE HEUMANN_OSCAR HOLUB_DAGMAR HÖSS_BERNADETTE HUBER_RIKI JAUSZ_INGRID KOWARIK_GEORGINA KRAUSZ_KURT LACKNER_ANDREA LEHMANN_MARKUS LEHNER_RUDOLF LEITNER-GRÜNDBERG_ULRIKE LIENBACHER_GEORG LINDORFER_GERNOT MÜLLNER_HARUKO MAEDA_KLAUS PAMMINGER_MONIKA PICHLER_GERLINDE RATZENBÖCK_ADELHEID RUMETSHOFER_HELGA SCHAGER_HERBERT SCHAGER_PETER SOMMERAUER_ECKART SONNLEITNER_KLAUS PETER SCHEURINGER_HANNAH STIPPL_THOMAS STROBL_KATHARINA STRUBER_SULA ZIMMERBERGER

Hannah Stippl, Landschaft (Águilas), 2018, Acryl auf Papier, kaschiert auf Leinwand/Keilrahmen, 60 x 80 cm


Schloss Lind: VERWILDERN

ERÖFFNUNG: SAMSTAG, 10. MAI 2025, ab 14 Uhr

DAUER: bis September 2025

ORT: SCHLOSS LIND. das ANDERE heimatmuseum. St. Marein 28, 8820 Neumarkt

Hannah Stippl, “Versuchung zu (ver)wildern”, 2025, Detail der Installation im Brechstadl


Art in Print bei der Affordable Art Fair Vienna

ERÖFFNUNG: 22. MAI 2025, 14 - 21 Uhr

DAUER: 22 - 25. Mai 2025, Fr 12 - 21 Uhr, Sa 10 - 19 Uhr, So 10 - 18 Uhr, Tickets hier

ORT: MARX HALLE, Karl-Farkas-Gasse 19, 1030 Wien

Hannah Stippl, “Sich lösen”, 2022, Acryl auf Papier, 40 x 40 cm

Hannah Stippl, “Selbst Wald werden”, 2022, Acryl auf Papier, 40 x 40 cm

Entangled, postponed

Überlegungen zu einer Ausstellung im basement, die coronabedingt erst 2021 eröffnet werden kann.

LAB 2020 - processive / empirical: Elisabeth Falkinger & Hannah Stippl

Heute, am 27. November 2020, hätte die Ausstellung eröffnet werden sollen, der gemeinsame Arbeitsprozess sichtbar gemacht werden sollen, jene Arbeiten vereint werden, die 2020 entstanden sind. Lockdown, Reisebeschränkungen und Unsicherheit, Covid-19 also, haben bereits die Entstehung dieser Arbeiten begleitet. Nun, der Prozess wird noch länger dauern. Was, wenn man auf einen Ausstellungstermin hinarbeitet, dieser zuerst unsicher wird, dann unmöglich? Die paar Tage bis nach dem Lockdown abwarten? Oder gleich auf 2021 verschieben, denn unsicher ist auch, ob es im Dezember möglich sein wird Ausstellungen in nicht kommerziellen Räumen zu eröffnen. "Entangled" bekommt für diese Ausstellung eine zusätzliche Bedeutung - verstrickt in die Unklarheit der Gegenwart, die Unberechenbarkeit der Covid-19 Massnahmen und das Unding der Pandemie. Die Ausstellung wird eröffnet werden, wenn es wieder möglich ist. Coming soon…

It is interesting to contemplate an entangled bank, clothed with many plants of many kinds, with birds singing on the bushes, with various insects flitting about, and with worms crawling through the damp earth, and to reflect that these elaborately constructed forms, so different from each other, and dependent on each other in so complex a manner, have all been produced by laws acting around us.
— Charles Darwin: The Origin of Species. 1859

Charles Darwin leitet den letzten Absatz seines Buches "The Origin of Species" mit der Betrachtung einer dicht bewachsenen Uferböschung ein. "Entangled" wird in der deutschen Version von Darwins Text mit "dicht bewachsen" übersetzt, doch die Bedeutung des Wortes ist umfangreicher: "Entangled" kann man mit verwickelt, verwoben oder verschränkt übersetzen; "to entangle" heißt umschlingen, verwirren, verfangen, sich verheddern, verstricken. Es beschreibt immer eine Form der engen, aber nicht leicht durchschaubaren und ambivalenten Verbundenheit. 

Darwin betrachtet das Uferdickicht mit einer Mischung aus Bewunderung, Scheu und Distanz. Die "kunstvoll gestalteten Formen" sind zwar in "vielschichtiger Weise voneinander abhängig", doch die Gesetze wirken "fortwährend um uns", den die Natur betrachtenden Menschen. Dieser naiv-moderne Beobachter ist nicht Teil der Natur und in keiner Weise mit der Uferböschung verbunden, er kann in Ruhe darüber nachdenken. Und er kann darüber verfügen, über die Betrachtung ebenso wie über den eigentlichen Ort. Wäre es  an dieser Stelle sinnvoller gewesen "interesting" mit gewinnbringend zu übersetzen? 

Erst langsam begreifen wir die wahre Tragweite unserer Verbindung. Ist das von Darwin so reizvoll beschriebene Ufer schon bedeckt von Plastikmüll, den Ölschlieren des letzten Schiffsunglücks oder Teil eines Ferienresorts? "Entangled" kann man längst nicht mehr mit "dicht bewachsen" übersetzen. Die Natur, trotz ihrer evolutionären Veränderung von unveränderlichen Gesetzen beherrscht, als  verlässliches und manchmal auch unberührtes Gegenüber des Menschen gibt es nicht mehr. Hat es sie je gegeben? Die ökologische Krise ist nicht nur eine Krise der Natur, sie ist in gleichem Ausmaß eine Krise der Kultur. Das ändert alles. Mensch und Natur sind verbunden. Six degrees of separation - betrifft das auch unsere Beziehung zu den Bäumen des Amazonas, den Enten der Moldau oder den Delphinen vor der Küste Spaniens? Wenn der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen kann, ist es auch möglich mit einem in Texas achtlos weggeworfenen Kaffeebecher diesen Schmetterling tödlich zu treffen? Diese ununterscheidbare Vermischung von Natur und Kultur zu hybriden Objekten steht im Zentrum der Arbeiten von Elisabeth Falkinger und Hannah Stippl. 

"Entangled" heißt: Wir leben inmitten eines komplizierten Netzwerkes aus zahllosen Dingen und Lebewesen, verstrickt in die globalen Auswirkungen des Kapitalozäns, als dessen Abgesandter Darwin die Erde bereist hat. 

so viel und doch kein vergleich
im fluss, am fluss, durch den fluss, fluss abwärts
hoch, tief, alles schlamm
— Elisabeth Falkinger: SCHOPPEN

Elisabeth Falkingers Arbeit "SCHOPPEN" ist während eines AIR Aufenthalts in Krumau entstanden. Auch sie betrachtet eine "entangled bank", das Ufer der Moldau, Boote, Enten, Mauern. Nur alltägliche Szenen, nur Schlamm. Zarte, kleinformatige Zeichnungen dokumentieren fragile, hastig festgehaltene Beobachtungen. 

Eine belebte Welt, eine Erde, die unter den Schritten vibriert, keinerlei wiedererkennbare Landschaft, keinerlei anerkannte Autorität, ein fürchterliches Gemisch, Hybride in Hülle und Fülle, zusammenhanglose Elemente aus Wissenschaft, Industrie und Technik.
— Bruno Latour: Facing Gaia

Hannah Stippls Arbeit "Wie von der Erde sprechen" ist während des Corona-Lockdowns in Spanien entstanden. Im Zentrum steht die Beschäftigung mit Bruno Latours Analyse der Klimakrise in "Facing Gaia". Fragen, die sie wochenlang umkreist, bilden die Grundlage ihrer Arbeit. Was tun? Die Malerei wird zum Tagebuch einer eskalierenden Situation, einer Welt zwischen Schock und Panik.

 Die gemeinsam erarbeitete Installation verschränkt die beiden so unterschiedlichen Arbeiten zu einem undurchdringlich verwobenen Ganzen, abseits der weißen Wände. Bilder und Zeichnungen überlagern einander, sind nicht mehr als einzelne Objekte sondern nur als vielstimmiges Ganzes lesbar. "Entangled" heißt hier verbunden, umschlungen und, nicht zuletzt, dicht bewachsen.

Was tun? Wir drehen also den Trailer zur Ausstellung "Entangled". Die Ausstellung eröffnen wir nächstes Jahr.


basement, Grundsteingasse 8, 1160 Wien

Das Kraut der Artemis

Die Mittagshitze trägt den aromatischen Duft der Artemisien zu mir ins Haus. Draußen in den Beeten wuchern unterschiedliche Arten neben- und durcheinander, die meisten schon im Mai frauhoch. So groß ihre Bedeutung als Heil- und Ritualkräuter in der Vergangenheit war, so bedeutungslos scheinen sie heute, denn für den kommerziellen Geschmack sind Artemisien zu unscheinbar, — und zu bitter. Man kennt Wermut (Artemisia absinthium) und Estragon (Artemisia dracunculus), vielleicht auch Beifuss (Artemisia vulgaris) — sie sind die heute bekanntesten Vertreter der botanischen Gattung Artemisia, die über 300 Arten weltweit umfasst. Ihre Farbenvielfalt ist außergewöhnlich: Von zartem Silbergrau, fast metallisch anmutendem Graugrün, Giftgrün bis zu dunklem Saftgrün reichen die Variationen. Man findet Artemisien in den brennenden Sandwüsten von Afrikas, so gut wie im rauhen Sibirien, und gerade dort gibt es viele Arten. Artemisien wachsen in Mexiko über Nordamerika bis Alaska, sie gedeihen in der Nähe des Äquators, aber auch in Grönland, Labrador und Kamtschatka. Artemisien wachsen an den Ufern der Weltmeere aller Zonen, und sie steigen hinauf bis zu dem ewigen Schnee der Berge. 

Gemyne ðu, mucgwyrt, hwæt þu ameldodest,
hwæt þu renadest æt Regenmelde.
Una þu hattest, yldost wyrta.
ðu miht wið III and wið XXX,
þu miht wiþ attre and wið onflyge,
þu miht wiþ þam laþan ðe geond lond færð.

Erinnere dich, Beifuss, was du verkündet hast,
was du bekräftigt hast bei der grossen Versammlung.
Una heisst du, ältestes Kraut.
Du hast Macht für 3 und gegen 30,
du hast Macht gegen Gift und gegen Ansteckung,
du hast Macht gegen das Übel, das über Land fährt.
— Lacnunga Codex, British Library Harley 585, 11. Jahrhundert

Besonders gern wuchern sie an Straßen und Wegesrändern, wo sie oft ein unbeachtetes Schattendasein führen. Als Pionierpflanze an Wegrändern, auf Brachen und Schuttplätzen, oder neben den Feldern mit genmanipuliertem Mais wachen Artemisien, ein lästiges Unkraut, das in der Landwirtschaft bekämpft wird. Hat sie,  Una, einst die Erste, die Wirkungsvollste, die Mächtigste, noch die Macht gegen die Übel, die über das Land fahren? 

Walahfrid Strabo, der Abt des Klosters Reichenau, nennt sie im 9. Jahrhundert die "Mutter aller Kräuter“. Vertreterinnen der Gattung Artemisia wurden im alten China und in Ägypten, in Persien, dem antiken Griechenland und dem römischen Reich, bis hin zu den indianischen Kulturen Amerikas als wichtige Kräuter geschätzt, und das über lange Zeiten — in den Höhlen von Lascaux wurden rund 17000 Jahre alte Reste dieser Pflanzen gefunden. Artemisia ist das Kraut der Göttinnen, der römischen Diana, der ägyptischen Isis und besonders der griechischen Göttin Artemis, auf die der botanische Gattungsname "Artemisia" zurückgeht. Artemis, die Schöne, war die bedeutendste Göttin der Antike, ihr Tempel in Ephesus gehörte zu den sieben Weltwundern. Sie war, wie auch Isis, eine Göttin des Lichts, insbesondere des Mondlichts, Beschützerin der wilden Natur und besonders der Frauen. Sie half bei Geburten, brachte aber auch den Tod. 

Sie ist es, die dem Kentauren Cheiron, dem angeblichen Begründer von Chirurgie und Arzneikunde, die heilenden Artemisien übergibt, sie ist es, die ihn ursprünglich unterrichtet. Die mythischen Erzählungen verschleiern ebensoviel wie sie überliefern, aber mit etwas Logik lassen sich Stücke ursprünglicher Verhältnisse entschlüsseln. Das griechische Wort artemisia bedeutet "Unversehrtheit": Ein Hinweis auf die Jungfräulichkeit der Göttin, die in ihrer Macht nicht durch Heirat beschränkt ist, aber auch auf die Wirkung des Heilkrautes. Es regelt die Fruchtbarkeit, hilft bei Menstruationsbeschwerden und unterstützt Frauen mit seiner abortiven Wirkung bei ungewollter Schwangerschaft.  Doch auch bei ungewollter Kinderlosigkeit werden Artemisien angewendet. Heilkundige schätzen es als Mittel gegen Angst- und Schwächezustände, Depression oder Schlafstörungen. 

Die Göttin Artemis ist auch das beinahe vergessene Gegenüber ihres Zwillingsbruders Apollo, verdrängt durch das männlich selbstverliebte Gegensatzpaar apollinisch/dionysisch, das vor allem Nietzsche populär gemacht hat. Schöpferische Entwicklung entsteht in diesem Denken im Spannungsfeld von Apollo als Garant von Form und Ordnung und Dionysos als rauschhaftem Grenzüberschreiter. Exzess der Askese oder Exzess des Rausches, die Ernüchterung folgt beiden, die kalte harte Realität der Kopfschmerzen. Die weibliche Seite wird enteignet, verschwiegen und de facto aus dem Kulturschaffen ausgeschlossen. Selbst aus der Mythologie wird sie so weit wie möglich entfernt oder marginalisiert. Übrig bleiben Bilder von arglistigen, zänkischen oder hysterischen Frauen, die mann nicht ernst zu nehmen braucht. Nicht so Artemis, sie lässt sich nicht unterkriegen, sie bleibt unverheiratet, selbständig und bewaffnet, ihre Pflanzen sind bitter und heilsam. 

Die Bitterkeit, die uns im Alltag befällt, ist im Kraut der Göttin nur wohltuend. Bitterstoffe erinnern die Zellen an den Zustand der ursprünglichen Wildheit. Der ganze Körper wird wieder wach, lebendig, widerstandsfähig, fröhlich. Artemis-Diana, die Hüterin der Wildnis, beschützt die Wesen, die ihre eigene Wildheit leben. Wer sich entschließt, die Unterdrückung zu beenden und innere Freiheit wachsen zu lassen, ist auf dem Weg der Artemis-Diana.
— Luisa Francia

In Asien werden Artemisien nach wie vor hoch geschätzt. Die Anzahl der vorgeschlagenen Anwendungen ist überraschend breit gefächert: Fusswickel für müde Füße und zur Entgiftung, Augenmasken zur Entspannung und Straffung, Umschläge für den Rücken, Fuss-, Dampf- oder Sitzbäder bei Menstruationsbeschwerden oder Unfruchtbarkeit, Slipeinlagen, Cremen, Seifen und Gesichtsmasken, zum Räuchern und zur Moxibustion, dazu Tees und die ganz alltägliche Verwendung in der Küche als Gewürz und Gemüse. In der traditionellen Medizin finden sich neben den Hinweisen auf die Wirksamkeit gegen Wurmbefall und Verdauungsbeschwerden auch Rezepte mit Artemisien gegen Malaria und Krebs. Diesen Hinweisen geht nun auch die Schulmedizin vermehrt nach und Artemisien werden für die Medizin aufs Neue interessant. Im Jahr 2015 ging der Nobelpreis für Medizin an die chinesische Pharmakologin Youyou Tu, deren Arbeit von einer Heilpflanze der traditionellen chinesischen Medizin inspiriert wurde: Aus Artemisia annua, dem Einjährigen Beifuß, gewann sie die Substanz Artemisinin, die gegen Malaria wirksam ist.

Woher kommst du? Wohin gehst du? Kennst du den Weg? Was vorher war wird nachher sein. Wie eine Hand voll Wasser, die wir aus einer Schale schöpfen und wieder zurückfließen lassen: Es ist jedes Mal eine Hand voll Wasser, doch keine ist identisch mit der zuvor. Das Ende führt uns zurück an den Anfang und Artemisien begleiten uns. Sie sind Reisekräuter, sie unterstützen die Reisenden auf langen Fussmärschen, sie helfen beim Übertreten der Schwellen des Lebens bei Geburt und Tod, und sie unterstützen  die magisch Reisende. Sie vermitteln zwischen den Welten, machen die Grenzen der Welten durchlässig. Artemis, Una, die Bärin, ist die Hüterin der Schwelle. Die Schamanen Sibiriens und Nordamerikas räuchern mit Artemisien ebenso wie es die antiken Priesterinnen der Artemis taten, um sich zu reinigen, Dämonen zu vertreiben und sich mit Ahnen oder Geistern zu verbinden. Im Europa des Mittelalters und der Renaissance machte die Kirche Artemisien zu giftigen Hexenkräutern. Selbstbestimmte Weiblichkeit war in keiner Weise erwünscht, selbst die Erinnerung daran ging in den Flammen der Hexenverfolgungen auf. Es ist umstritten, ob Artemisien eine psychoaktive, also berauschende, Wirkung hat, viele Menschen spüren keinerlei Effekt. Als simple Rauschdroge sind Artemisien nicht geeignet. Bei manchen Menschen wirkt der Rauch der Artemisien subtil wahrnehmungs- und bewusstseinsverändernd, auch als Traumkraut das die Intensität der Träume und das Erinnerungsvermögen steigert.  

Eben diese subtilen Wirkungen wussten auch viele Künstler zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu schätzen, die sich vom aus Artemisien hergestellten, sagenumwobenen Absinth inspirieren ließen. Artemis im grünen Kleid, die grüne Fee huscht zur "Grünen Stunde" durch die Cafés und Gärten der Jahrhundertwende. Zu den bekanntesten Absinth-Liebhabern zählen Vincent van Gogh, Henri de Toulouse-Lautrec, Edouard ­Manet, Edgar Degas, Pablo Picasso oder Oscar Wilde. Charles Baudelaire trank ­damit gegen seine Schreibhemmungen an. Doch die grüne Fee kam bald in Verruf, bei Dauerkonsum, dem Absinthismus durch das enthaltene Thujon zu irreparablen Schäden des Körpers und des Zentralnervensystems zu führen. Inzwischen ist diese Theorie längst widerlegt: Die im Absinth enthaltene Thujonmenge reicht nicht aus, um toxisch zu wirken. Der wesentliche Faktor für die beschriebenen negativen Auswirkungen war der im Absinth enthaltene minderwertige Industriealkohol in Verbindung mit zweifelhaften Färbemethoden um das berühmte Absinthgrün zu erhalten. Das so gefürchtete Krankheitsbild des Absinthismus beschrieb oft nicht viel mehr als schweren Alkoholismus. Schließlich wurde der Konsum von Absinth wegen seiner angeblich schädlichen Wirkungen verboten. Die Kampagnen zum Verbot des Absinth zeigen genüsslich den Mord an der grünen Fee, der einstigen großen Göttin.  

Paradies, Fegfeuer, Sündenablass – die Verehrerinnen der Artemis-Diana konnten darüber nur lachen. Du bist Teil der Natur, Teil von allem und damit ohnehin unsterblich, ist die Botschaft der Göttin. Du lebst, dein Körper zerfällt, deine Energie sucht sich neue Orte. Deine Asche befruchtet Pflanzen, in denen du lebst, dein toter Körper wird von Tieren und Pflanzen zerteilt, aufgenommen und neu gestaltet. Artemis-Diana gibt keine Versprechen für ein Leben jenseits der Körperlichkeit. Ihre Botschaft ist: Beobachte die Wildnis. Sie setzt sich überall durch. Wenn der Mensch verschwindet, dauert es keine zweihundert Jahre, bis keine Spur mehr von Menschen zu sehen ist. Befreunde Dich mit der Wildnis und du lernst etwas über Geborgenheit, Wachstum und Tod. Beobachte die Wildnis, auch die Wildnis in dir selbst, und du lernst etwas über Freiheit und überschwängliche Lebenslust. Hör auf die Botschaft der Göttin: Lass dich nicht niederringen. Steh für deine Interessen auf und wehre dich. Lass die wilde Kraft aufsteigen, die in der Artemisia mit all den Bitterstoffen enthalten ist. Der Bogen, den Diana trägt, gilt nicht der Jagd. Nicht die wilden Tiere jagd sie, sondern die Unterdrücker, die Gewalttäter, die Zerstörer der Natur. Wer sich mit Artemis-Diana verbündet, verbündet sich mit der Natur und lässt nicht zu, dass die eigene wilde Kraft, die Natur in uns, zerstört wird.
— Luisa Francia

Oktober

#ateliergartenatelier, #artemisiaGARTEN

26. Oktober 2018

Kaum sind die letzten Reste des artemisiaGARTENs vom Tullner Pflaster gefegt wachsen sie weiter. Die Artemisien sind in den Garten in Elsbach zurückgekehrt, um dem Winter entgegen zu wuchern. Sie geben dem Garten “Ohne Titel”, namenlos und schwebend, nun Namen, Titel und Thema: artemisiaGARTEN.

August, der Monat der Artemisien

#greenARTtulln, #artemisiaGARTEN

Das Chaos muss ausgehalten werden.
— Anna Oppermann

31. August 2018

Von der Roten Melde sind nur mehr ein paar trockene Stengel übrig, die Samen haben sich über den Platz verteilt. Die burgunderdunklen Blüten der Dahlia 'Kenora Macop B' sind auf den massigen Stängeln vertrocknet, doch neue Blüten sind bereits sichtbar. Der artemisiaGARTEN wird wieder grün - dafür sorgt die Artemisia annua, die unbeirrt von Hitze oder Trockenheit weiter wächst.    

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19. August 2018

Als Gärtner muss ich schließlich dafür sorgen, dass im Garten nichts wuchert.
— Byung-Chul Han

Ich habe keine Angst vor der ungezügelten Kraft der Pflanzen. Es wuchert noch immer, wuchert immer weiter, die Pflanzen fallen ineinander, stützen einander, durchdringen einander. Über Mittag setze ich mich neben den artemisiaGARTEN und lese das 'Lob der Erde' von Byung-Chul Han. Zum Schmunzeln, dieses Unbehagen der Philosophen vor dem Wuchern von Gedanken und Pflanzen, diese Lust an der Illusion von Kontrolle. Ich halte es lieber mit Anna Oppermann und finde, als Künstlerin muss ich dafür sorgen, dass die Pflanzen im Garten wuchern.  

Für die offizielle Kirche war Maria von Anfang an in erster Linie ein Mittel, um eine andere, ältere Himmelskönigin zu entthronen und ihren Einfluss einzudämmen bzw. unter Kontrolle zu bekommen. Nicht zufällig wurde “Maria Himmelfahrt” auf einen alten Festtag der Diana-Artemis gelegt, jener uralten Frauengöttin, die unter den verschiedensten Namen und in vielerlei Gestalt über Tausende von Jahren hin verehrt worden ist.
— Erni Kutter

8. August 2018

Hitzewelle. Den Artemisien machen die heißen Tage nicht viel aus, ganz im Gegenteil, jetzt können sie sich voll entfalten, blühen, duften. Doch die anderen Pflanzen leiden unter der Trockenheit und altern sichtlich schneller. Neue Farben tauchen auf: sprödes Braun, vergilbtes Grün und trockenes Schwarzrot. Artemis neben Maria.   

6. August 2018

Die Hitze bringt die Tomaten zum reifen, rote und schwarze Punkte zwischen dem Blattwerk. Als ich beim artemisiaGARTEN ankomme sehe ich eine junge Frau beim Ernten und freue mich, dass jemand einfach zugreift und den Mut hat den Garten auch zu schmecken. Optisch werden die großen, burgunderfarbenen Dahlien immer bestimmender, wie dunkle Sterne schweben sie über allem.

Die Pflanzen: Artemisia

#greenARTtulln, #artemisiaGARTEN

Mein Garten/Atelier ist voll mit Artemisien. Ein großer Strauß steht nun vor mir am Arbeitstisch. Der aromatische Geruch, die Bitterkeit, ihr Sonnenhunger, die grazile Form der Blätter, die Farbigkeit, - die Kraft, die von den Pflanzen ausgeht: Ich liebe Artemisien. Ich will sie um mich haben, mit ihnen leben, sie kennenlernen. Jede einzelne dieser Pflanzen hat eine eigene Persönlichkeit und auch eine ganz eigene (Kultur-) Geschichte. Wo immer ich hinfahre forsche ich nach ihnen, manchmal kann ich sogar neue Arten mit heim bringen. Mit meiner Sammelleidenschaft bin ich europaweit recht allein, nur einen weiteren Sammler konnte ich bisher finden.  

Artemisia annua, August 2017

Artemisia annua, August 2017

Artemisia annua

Die einjährige Artemisia leuchtet satt hellgrün aus dem Garten, in dem sie sich seit ein paar Jahren selbständig versamt. Ihre fein gefiederten Blätter auf bis zu 2m hohen Pflanzen verweben sich mit Verbenen und Dahlien und sind eine echte Bereicherung. Doch darüber hinaus hat die Pflanze das Potenzial zu einer der bedeutendsten Heilpflanzen der Gegenwart zu werden, denn ihre Wirksamkeit gegen Malaria ist mittlerweile erwiesen. Für die Extraktion des Artemisinin erhielt die chinesische Pharmakologin Tu Youyou 2015 den Nobelpreis für Medizin. Vor allem in Afrika kann der Anbau von Artemisia annua tausende Menschenleben retten. 


Artemisia argyi, Mai 2018

Artemisia argyi, Mai 2018

Artemisia argyi

Das blassblaue Samensäckchen schien fast leer als ich es aufmachte, so winzig sind die Samen. Eine einzige Pflanze ging schließlich auf, ängstlich gehütet und beobachtet. Es dauerte ein ganzes Jahr bis sie sich zu einer kraftvollen, reichlich Ausläufer treibenden Pflanze entwickelte. Ein paar Jahre später steht sie nun in üppigen, leicht bitter duftenden Horsten im Garten. Sie treibt sehr früh aus und meist kann ich schon im März die ersten Blätter für frischen Tee, Suppen, Quiche oder Frühlingssalate ernten. Artemisia argyi ist nicht so bitter wie Artemisia absinthium oder Artemisia vulgaris und eignet sich am besten zum Verzehr.

Ursprünglich stammt sie aus China, Japan und dem südöstlichen Rußland. Dort ist sie nichts Besonderes und wächst an Böschungen und Straßenrändern, auf Schuttplätzen und in den Steppen. Die botanische Erstbeschreibung erfolgte durch zwei französische Geistliche und Botaniker, Augustin Abel Hector Léveillé (1863-1918) und Eugène Vaniot (1846-1913), die an den vielen tausend Pflanzenexemplaren forschten, die von Sammlern aus Fernost verschickt wurden. Aus diesen Lieferungen konnten sie etwa 2000 (für Europa) neue Arten ermitteln.

In China wird Artemisia argyi als Heilpflanze, aber auch in der Küche genutzt. Besonders wichtig ist die Pflanze zur Zeit des Drachenbootfestes, das am 5. Tag des 5. Mondmonats stattfindet, also ungefähr zur Sommersonnenwende am 21. Juni. Um Ungeziefer und schädliche Geister fernzuhalten werden große Büschel von Artemisien an Fenster und Türen gehängt oder als Duftbeutel verschenkt. An diese Tradition knüpfe ich im Sommer an, wenn ich die Artemisia argyi bis fast auf den Boden zurückschneide um die Blätter zu trocknen. In große Kissenbezüge gefüllt begleitet mich ihr Duft den Rest des Jahres.


Artemisia lactiflora, August 2017

Artemisia lactiflora, August 2017

Artemisia lactiflora 'Weisse Dame'

Sie wird auch Elfenraute genannt, so zart leuchten die milchig-weißen Blütenwolken im Dämmerlicht vor dem dunklem Hintergrund des Gehölzrandes - und vor meiner Terrasse. Auch sie kommt aus China, doch unterscheidet sie sich in vielerlei Hinsicht völlig von anderen Artemsisien. Sie liebt feuchte, nährstoffreiche Standorte und verträgt auch Halbschatten. Der wohl größte Unterschied sind ihr herb-frisch duftenden Blüten, die an warmen Sommerabenden den Garten verzaubern. Die 'Weisse Dame' ist eine besondere Auslese von Ernst Pagels, einem der erfolgreichsten Staudenzüchter Deutschlands. Sie blüht besonders reich und unentwegt von Juli bis September. Die langen, fragilen Blütenrispen verzweigen sich locker, sie erscheinen weiß, wobei die Einzelblüten, bedeckt durch eine weiße Hülle, lila-purpurrot sind. 


Artemisia vulgaris, Mai 2018

Artemisia vulgaris, Mai 2018

Artemisia vulgaris

Die Versuchsbeete im Botanischen Garten der Universität Wien waren umrahmt von dieser Artemisia, die leicht mehr als 2 Meter hoch wird. Sie hat ungewöhnlich wollige Stengel, vielleicht eine neue Art? Vor meiner Terrasse ist sie ein wunderbarer sommerlicher Begleiter, Sichtschutz und Duftpflanze gleichzeitig.


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Artemisia vulgaris var. gilvescens

Hohe Horste mit sattgraugrünen, breiten Blättern und einer silbrigen Unterseite, eindrucksvoll wie diese Artemisia im Garten steht. Im Hochsommer lässt sie alle anderen im Beet verschwinden, und das ist gut so. Sie kommt aus dem Osten Sibiriens, auch am Yang Tse und der Manschurei findet man sie. Ihr Duft lässt sich kaum beschreiben, vielleicht als exzentrisch herb-aromatisch? In jedem Fall passt sie hervorragend in meine getrockneten Räucherbündel. 


Artemisia vulgaris var. ligusticus, Mai 2018

Artemisia vulgaris var. ligusticus, Mai 2018

Artemisia vulgaris var. ligusticus

Sie wird nur einen Meter hoch, neben den hohen Arten könnte sie fast zurückstehen, doch dafür sie breitet sich ungewöhnlich rasch aus. Innerhalb eines Jahres hat eine Pflanze gut 3 Quadratmeter besiedelt, vielleicht sollte mir das Sorgen machen...? In ihrer Heimat ist die Artemisia ligusticus ein beliebtes Gewürz für Pastasaucen, Fisch und Fleisch, ein wenig riecht sie auch nach Thymian. Im Lauf des Sommers werden ihre Blätter immer dunkler, eine perfekte Ergänzung zu ihren silbrigen Schwestern.


Artemisia vulgaris 'Oriental Limelight', Mai 2018

Artemisia vulgaris 'Oriental Limelight', Mai 2018

Artemisia vulgaris 'Oriental Limelight'/'Janlim'

Eigentlich sind panaschierte Sorten nicht so mein Ding, 'Oriental Limelight' ist eine Ausnahme. Über Jahre behält sie schon ihre hellen Einsprengsel, wird immer breiter und fühlt sich sichtbar wohl. 


Das unbezähmbare Wuchern

#greenARTtulln, #artemisiaGARTEN

..., dass Unkraut, Verfall, Tod und Scheitern Teil meiner Methode des Gärtnerns seien...
— Henk Gerritsen

28. Juli 2018

Was für ein Durcheinander! Die Pflanzen wachsen, kippen gegeneinander um, verwickeln sich in einander, lassen sich nicht mehr trennen und ordnen. Die Artemisien duften in der glühenden Mittagshitze, einige schon überreife Tomaten platzen auf. Die erste Dahlia 'Bishop of Llandaff' blüht leuchtend rot. Bienen, Hummeln und Schmetterlinge teilen sich den Luftraum über dem Garten und sorgen für zartes Summen und Brummen.

23. Juli 2018

Hoch über allem leuchtet die 'Kenora Macop B' - endlich. Sie hat sich mit dem Blühen Zeit gelassen, ist dafür aber außergewöhnlich hoch geworden. Das Farbspektrum verändert sich langsam, herbstliche Töne mischen sich ins satte Grün. Das kurze Schweben zwischen Aufstieg und Talfahrt, zwischen Wachstum und Sterben.  

 

7. Juli 2018

Der Garten scheint am Höhepunkt. Peak Garden. Hochsommer. Noch blühen nicht alle Dahlien, aber an manchen Stellen verfärben sich die ersten Blätter und vertrocknen. Ein kurzer Moment am Gipfel. Die Tomaten reifen, die Samenstände der Roten Melde verbraunen. Die neuen Farben sind willkommen. Weshalb soll ich versuchen den Verfall zu verschleiern? Verblühte Dahlien abschneiden, trockene Blätter entfernen? Dem Garten jetzt seine Wildheit nehmen? 

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Grünkraft

#greenARTtulln, #artemisiaGARTEN

Es gibt eine Kraft aus der Ewigkeit und diese Kraft ist grün.
— Hildegard von Bingen

30. Juni 2018

Samstag Mittag in Tulln: Mittagssirene, kurz darauf zeigt sich die Sonne. Ein paar Regentage haben den Dahlien gut getan, auch die 'Bishop of Llandaff' und die 'Kenora Macop B' setzen schon Blüten an. Wie kleine schwarze Windmühlenrädchen tanzen die Blüten der 'Verrone's Obsidian' über dem Garten, dazwischen flattern Bläulinge und Kohlweißlinge. Die Samenstände der Roten Melde leuchten im Mittagslicht. Sieht wild aus, oder?  

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21. Juni 2018

Noch liegt der Garten im Schatten, aber man spürt schon wie sich die grelle Sonnenhitze nähert und die Farben zum flirren bringt. Es explodiert, meinen die Gärtner, die nebenan die Geranien jäten, und sie haben recht. Die Konsumwelt rundum verschwindet hinter den Pflanzen. Zwischen den Beeten tauche ich in den Hauch von Artemisien und Paradeisern, die an den Rispen sich schon schwärzen.

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11. Juni 2018

Es ist kaum mehr möglich zwischen den Beeten durchzugehen, die Pflanzen nehmen jede Möglichkeit sich auszudehnen wahr und beanspruchen jeden noch freien Raum. Es wird nötig sie zu stützen, denn der Weg durch dieses Dickicht, der Moment, in dem man mitten in der Stadt im satten, aromatisch duftenden Grün verschwindet, das ist der wichtigste Aspekt der Arbeit. 

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Die Jahrhunderte sind immergrün

#greenARTtulln, #artemisiaGARTEN

Die Geschichte der Gärtnerei ist der Triumph derer mit den grünen Daumen, begleitet vom Gelächter schäumender Brunnen.
— Derek Jarman

31. Mai 2018

Die Pflanzen stehen dicht verwoben, immer stärker kontrastieren dunkle Töne das satte Grün der verschiedenen Artemisien (argyi, douglasiana, annua, lactiflora, canna und vulgäre). Die Rote Melde und die zart violetten Blüten der Verena bonariensis wachsen über alle hinaus, die ersten dunklen Tomaten sind schon sichtbar. Dazwischen das dunkle Laub der Dahlia 'Bishop of Llandaff' und die schwarzen Sterne der 'Verrone's Obsidian'. Der Garten gleicht immer mehr seinem Vorbild.

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23. Mai 2018

Der artemisiaGARTEN wächst und wächst: Schon ist die erste schwarzrote Dahlie, 'Verrone's Obsidian', kurz vor dem Aufblühen - auf Augenhöhe. Die violetten Blüten der Verbena bonariensis schweben zwischen den saftig grünen Artemisien und den burgunderfarbenen Blättern der Atriplex hortensis var. rubra, der roten Gartenmelde. 

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Archaisches Grün koloriert die Zeit. Die verstreichenden Jahrhunderte sind immergrün. Grün kleidet die Erde in Stille, verebbt und flutet mit den Jahreszeiten. In ihm liegt die Hoffnung auf Neubeginn. Wir spüren, dass Grün mehr Schattierungen hat als jede andere Farbe, wenn die Knospen das winterliche Dunkel in den Hecken durchbrechen. Halluzinatorische, sonnige Tage.
— Derek Jarman

16. Mai 2018

Das Blattwerk beginnt seine Farben zu entfalten, Artemisiengrün, Chromoxidgrün, Erbsengrün, Olivgrün, Viridiangrün, Distelgrün, Smaragdgrün, Saftgrün. Mehr Grün als ein Fotograph aufnehmen kann. Sonnendurchleuchtet oder glänzend nass vom Regen. Es zeigt sich, dass Grün auch Bordeaux sein kann, Zitronengelb oder fast Schwarz, mit einem Hauch von Braunviolett.  Nur ein paar zartgelbe Tomatenblüten, roter Klatschmohn und pudrig weißer Lauch, mehr blüht noch nicht. Die Farbe steckt im Blattgrün. 

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5. Mai 2018

Noch ist der Garten nur ein Versprechen, noch sieht nichts wild aus. 

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2. Mai 2018

Vor einer Woche gepflanzt, noch einmal Erde nachgefüllt. Die Eröffnung kann beginnen...

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