Parallel Vienna 2021: About Landschaft

Eine Ausstellung mit Rosa Andraschek (A), Elisabeth Falkinger (A), Christina Gruber (A), Tony Heywood (GB) und Hannah Stippl (A)


Ausstellung

Eröffnung | Dienstag, 7. September 2021, 17:00 – 22:00 Uhr

Ausstellungsdauer | 8. bis 12. September 2021

Mittwoch - Freitag 13:00 – 20:00 Uhr, Samstag - Sonntag 12:00 – 19:00 Uhr

Ort | Ehemalige Semmelweisklinik, Haus 2, Hockegasse 37, 1180 Wien

“Dark Garden” 2020, Acryl, Gouache und Sprayfarbe auf Papier, 84 x 59,5 cm

"Vertraute Landschaften verändern für immer ihr Gesicht", so titelte Focus Mitte März 2021 in Sorge über den drohenden Verlust des deutschen Waldes. Die Gegenwart lässt vertraute Aussichten und Begriffe ins Bodenlose taumeln. Anthropozän, Klimakrise, Covid-19 Pandemie: Der Mensch kann seine Position als unbeteiligter Betrachter nicht länger halten. Die Natur ist distanzlos geworden und, als Problem, omnipräsent. Wir begegnen ihr im Supermarktregal, im Wetterbericht, in der Autowerbung - sie alle haben längst ihre Unschuld verloren. Sind Landschaften überhaupt noch mehr als sentimental-nostalgische Erinnerungsstücke?

Am Beginn dieses Projektes steht mit der Frage nach der Landschaft eine Definition. In ihrem Buch mit dem bezeichnenden Titel ‚Vieldeutige Natur’ formulieren Thomas Kirchhoff und Ludwig Trepl eine idealtypische Definition von Natur als ‚Landschaft’, ‚Wildnis’ und ‚Ökosystem’ entlang der philosophisch geläufigen Unterscheidung des ästhetischen, des moralisch-praktischen und des theoretischen Urteils.

Wir gehen davon aus, dass Auffassungen von Natur als Landschaft auf einem ästhetischen, von Natur als Wildnis auf einem moralisch-praktischen und von Natur als Ökosystem auf einem theoretischen Urteil beruhen, wobei die primäre Urteilsform die jeweilige Naturauffassung nicht unbedingt vollständig bestimmt. Mit anderen Worten: Primär ist Landschaft ein ästhetischer, Wildnis ein moralischer und Ökosystem ein theoretischer Gegenstand bzw. Begriff von Natur.
— Thomas Kirchhoff & Ludwig Trepl

Auch in dieser Definition zeigt sich das Problem des Anthropozäns, denn die vielfachen Verflechtungen von Ästhetik, Theorie und Moral erweisen sich als gordischer Knoten, der sich nicht mehr so einfach durch theoretische Setzungen zerschlagen lässt. Das Ausstellungsprojekt versucht den Überlagerungen und Vermischungen, den Sprüngen und Rissen dieser Wahrnehmungsweisen nachzugehen und verweist auf die mit ihnen verbundenen Vor-Urteile. Wie in Mehrfachbelichtungen scheinen unterschiedliche Wahrnehmungs- und Urteilsformen in jeder einzelnen Arbeit auf. Doch erst der Hintergrund der Definition zeigt das Ausmaß der Verwerfungen, die den gemeinsamen Nenner der teilnehmenden KünstlerInnen ausmachen.

Und - nein, es gibt keine Lösung, keine Möglichkeit sich zu entziehen, keine einsamen Inseln oder unentdeckten Kontinente, die noch zur Verfügung stehen, kein jenseitiges Paradies, keinen Aufbruch zu neuen Planeten. Es gilt zur Welt zu kommen, oder, wie Donna Haraway es formuliert: “Staying with the trouble.”