Taxonomie des Vergnügens - All About Sweets
32 Iris barbata elatior-Sorten, Namensschilder, Kies, Teil einer Sammlung, seit 2011
‚Buttered Popcorn’ oder lieber ‚Sugar Bomb’? Sie alle bezeichnen Sorten der Iris barbata elatior, der hohen Bartiris, einer beliebten Gartenpflanze. Moderne Sortennamen orientieren sich an gar nicht so geheimen Wunschvorstellungen und eröffnen eine Taxonomie des Vergnügens. Die Welt steht in Form einer Pflanze zur Verfügung - Genuss ohne Diät, ohne Risiko und ohne Anstrengung. Fett und Zucker, Sex, Status, Tourismus und Popkultur sind die häufigsten Inspirationen für Sortennamen. Der Garten wird zur Wunderkammer kapitalistischer Sehnsüchte.
Die Geschichte beginnt 1753. Im zweibändigen Werk Species Plantarum beschreibt Carl von Linné alle ihm bekannten Pflanzen und gibt jeder Art eindeutig bestimmbare, zweiteilige lateinische Namen, dazu ein Regelwerk zur Benennung neu entdeckter Arten. Die sogenannte „binominale Nomenklatur“ wird 1905 auf dem II. Internationalen botanischen Kongress in Wien als wissenschaftlich verbindlich festgelegt. Die Sorten, um die es hier geht, sind durch Züchtung entstandene Varianten einer Pflanzenart. Sie unterscheiden sich unzweifelhaft von anderen Sorten derselben Art, die Rechte des Züchters an neuen Sorten werden durch den Sortenschutz geregelt. In der wissenschaftlichen Benennung werden Sorten-namen nach dem Artnamen aufgeführt, nicht kursiv gesetzt und durch einfache Anführungsstriche gekennzeichnet. Neu eingeführte Sortennamen sollen einer lebenden Sprache entstammen oder frei erfunden sein.
Ausstellung “Den Pflanzen folgen”, Kunstwerkstatt Tulln, 2024