Scroll down for English text

Alles möglich

Nora Sternfeld & Ljubomir Bratic, 2006

1. ALLES MÖGLICH 

2000 Inserate: Angebote für Dienstleistungen. Angebote, die Selbstbeschreibungen sind. Auf schwarzem Grund. Hannah Stippl sammelt seit Jahren Inserate, in denen Jobangebote gemacht werden, anonymisiert sie und tippt sie auf Karteikarten ab. Indem sie den genauen Wortlaut übernimmt, arbeitet sie an der Bestandsaufnahme einer Realität. Sie entzieht sich dabei der Position der sozialwissenschaftlichen Beobachtung, bei der "Objekte" kategorisiert, zu "Fällen" erklärt und beurteilt werden. Sie führt niemanden vor, sammelt einfach was vorzufinden ist und formuliert wurde. Mit konzeptuellen Mitteln findet hier mehr als eine bloße Anhäufung von Material statt. Die konzeptuelle Präsentation und die Masse der Inserate lassen Strukturen hervortreten, sie ermÖglichen eine Untersuchung. Mit dem Untertitel von Bourdieus "Elend der Welt" gesprochen, ist das, was auf diese Weise zum Vorschein kommt, eine Präsentation von "Zeugnissen alltglichen Leidens an der Gesellschaft".

Hannah Stippls Arbeit entzieht sich dabei der Sensation. Sie bewegt sich im Alltag und dessen Abgründe haben gar nichts Sensationelles. Diese Abgründe sind trist, belanglos, schal. Aus den Inseraten spricht Normalität. Die herrschende Normalität, die gemeinhin aus Verdeckung besteht. Eine angeblich sichere Ebene, wo Konsens herrscht. Inserate sind ein Mittel bestimmte in unserer Gesellschaft zulässige Angebote zu machen. Diese Anzeigen erscheinen täglich. Hier werden sie gesammelt, ihrer Vereinzelung enthoben und zusammengeführt. Bei genauerer Betrachtung tritt in der Masse der Anzeigen die strukturelle Gewalt zutage: Es sind Angebote der Selbstausbeutung. Hinter jedem dieser Inserate steht eine Lebensgeschichte. Eine Person, die sie formuliert und die Anzeige aufgegeben hat.

Die Selbstbeschreibungen entstehen in einer ganz bestimmten gesellschaftlichen Situation, die seit einiger Zeit mit dem Wort "Prekarität" zusammengefasst wird. über Prekarität sagt Pierre Bourdieu, dass sie "die Zukunft überhaupt im Ungewissen lässt" und damit "den Betroffenen gleichzeitig jede rationale Vorwegnahme der Zukunft und vor allen Dingen jedes Mindestmaß an Hoffnung und Glaube an die Zukunft, das für eine vor allem kollektive Auflehnung gegen eine noch so unerträgliche Gegenwart notwendig ist"1, verwehrt. Was ist mit der Zukunft los? Was ist passiert, dass die Zukunft, im Unterschied zu den Generationen unserer Eltern, vor uns wie eine Abfolge des Zufalles erscheint?

Davon steht nichts in den Inseraten. Ebenso wenig wie von der Möglichkeit und UnMöglichkeit politischer Organisation unter den Bedingungen von Flexibilisierung, Ausbeutung, Illegalisierung und Kriminalisierung. Und doch legen die Fülle der Anzeigen und das System ihrer Anordnung Strukturen offen, jene Strukturen, die hinter der Masse der Angebote stehen. Strukturen, die solche Angebote produzieren, innerhalb derer Ausbeutung stattfindet, Handlungsmomente entstehen und überlebensstrategien entwickelt werden. Welche Strukturen sind das? 

2. SUCHE DRINGEND EINE ARBEIT. ICH BIN BEREIT JEDE ARBEIT ANZUNEHMEN

Prekäre Arbeitsverhältnisse

Die ursprüngliche Wortbedeutung von prekär ist nicht nur unsicher und unbeständig, sondern auch: "auf Bitten erlangt" oder "aus Gnade gewährt". Die Zahl derer, die mehr und mehr bereit sind, alles anzubieten, nur um zu Geld zu kommen, wächst an. Was dabei geschieht, ist eine Verschränkung von Flexibilisierung und Ausbeutung. Prekarität bedeutet in diesem Zusammenhang nicht nur unsichere Beschäftigung und geringe Entlohnung. Prekarität als politischer Begriff gebraucht, steht für Lebens- und Arbeitsverhältnisse, die ohne jegliche Absicherung bestehen, ohne Rechte zu garantieren. 2 Eine zunehmend große Gruppe von Menschen lebt in einer Situation ständiger Unsicherheit, die ihnen weder eine Gegenwart noch eine Zukunft zu meistern oder zu planen ermÖglicht. Damit einher geht die Verunmöglichung klassischer politischer Organisation im Arbeitskampf. Denn wen außer sich selbst können die prekären ArbeiterInnen bestreiken, wenn sie ihre Arbeit aussetzen? "Prekäre Arbeit" betrifft alle jene Formen der flexibilisierten Ausbeutung illegalisierter, saisonaler oder temporärer Beschäftigung, über Heim-, Zeit- oder Leiharbeit bis zu so genannten selbstständigen Subunternehmen oder Ich-Ag's. 3 Besonders betroffen davon sind Arbeitszweige im Dienstleistungssektor wie Haushalt, Transport und Pflege. Aber auch die Lebenssituation der Gruppen, die in der Industriegesellschaft einen zentralen Platz eingenommen haben, wird unsicher: es wächst die Unsicherheit unter der im Wachstum integrierten und depolitisierten Arbeiterklasse, auch manche Gruppen von Angestellten sind betroffen und vor allem werden in Zukunft die gering Qualifizierten und die jungen ArbeitnehmerInnen mit Lehre kaum eine Chance auf langfristig gesicherte Existenz haben. Wie kommt es zu diesen Verhältnissen, in denen Arbeit mit keinerlei Garantien verbunden ist und geradezu zur "Gnade" umdefiniert wird?

3. ERFOLGREICHE VERKäUFERIN AUS DER TOURISMUSBRANCHE WORTGEWANDT KUNDENORIENTIERT GUTE UMGANGSFORMEN MÖCHTE ARBEITEN 

Prekarität erreicht den Mittelstand 

Aus einer bestimmten Perspektive sehen wir uns mit einer massiven Veränderung der Arbeitsverhältnisse konfrontiert. Während prekäre Arbeit bisher weitgehend marginalisierte gesellschaftliche Gruppen und Ausbeutungsverhältnisse im globalen Süden unter post- und neokolonialen Bedingungen betraf, wird sie zunehmend in westlichen Ländern und für gesellschaftliche Schichten die Regel, die vormals gesicherte Arbeitsbedingungen hatten. Die gegenwärtige Situation ist durch eine Unruhe gekennzeichnet, die sich nicht zuletzt auf dem Sektor der Lohnarbeit abspielt. Dazu gehört die Massenarbeitslosigkeit genauso wie die Umstrukturierung der klassischen Systeme der sozialen Sicherung.

Seit einiger Zeit findet eine zunehmende Schwächung des Staates statt. Einerseits durch die Akkumulation von Bedürfnissen und Forderungen derer, die nicht dazu gehören, z.B. der MigrantInnen oder der Frauen. Andererseits mit dem gleichzeitigen Aufstieg lokaler Gewalten sowie supranationaler Einheiten wie der EU und die zunehmende Globalisierung der Wirtschaft, die ihren eigenen Spielregeln folgt. Entlang dieser Linien spielen sich die gegenwärtigen Definitionskämpfe darüber ab, was Lohnabhängigkeit und Arbeitsverhältnisse genannt wird. Die Definition wird in einem schwer zu erreichenden Konsens zwischen Innenpolitik (nationalistischer Aufschrei) und Außenpolitik (Wettbewerbsfähigkeit, Leistungsfähigkeit, Neokolonialismus) erkämpft. In diesem Kampf der eben nicht mehr nur entlang der Klassenlinien, sondern entlang der Geschlechtslinien, der ethnischen und religiösen Linien und auch entlang von Keynianismus und Neoliberalismus geführt wird, wird definiert und durchsetzt was allgemein "prekäre Arbeitsverhältnisse" genannt wird. Der Schein einer von Konsens getragenen Gesellschaft – in der Arbeit für die Mehrheit "funktioniert"– ist gebrochen und wir stehen vor einer Periode der Umwälzungen. 4 Der Nullpunkt dieser prekären Arbeitsverhältnisse sind die neuen überzähligen und Ausgeschlossenen. Die Unsicherheit, eine bisher gängiges Charakteristikum jedweder migrantischen Biographie, ist zurückgekehrt. Sie wird zur Mehrheitserzählung der heutigen Gesellschaften. Die früheren Unterscheidungsmerkmale zwischen "gewanderten" und "sesshaften" Arbeitskräften basierten auf einer spezifischen Stellung der MigrantInnen in der Gesellschaft. Diese auf Rassismus basierende Stellung der minderen (oder vÖllig ausbleibenden) rechtlichen, politischen und sozialen Sicherung der MigrantInnen wird zur Zeit stärker als allgemein zugegeben wird, auf andere – durch ihre ZugehÖrigkeit zur MehrheitsbevÖlkerung bisher "gesicherte" – ArbeiterInnen ausgedehnt. Womit wir es zu tun haben, ist eine Umgestaltung der Arbeitsverhältnisse, die auch deren "Migrantisierung" genannt werden kann. 

Von einer Prekarisierung zu sprechen, heißt daher gewissermaßen eine ganz bestimmte Perspektive einnehmen: Prekäre Arbeit war und ist für einen Teil der Gesellschaft die Regel. Für diese Teile "prekarisieren" sich die Arbeitsverhältnisse nicht. Nun kommen jedoch auch Teile der Mehrheitsgesellschaft in jene Arbeitsverhältnisse, in denen MigrantInnen schon immer waren. Prekarität erreicht den Mittelstand und wird endlich zum Thema. Es ist nämlich in unserer kapitalistischen Gesellschaften keineswegs üblich, dass die Lebensbedingungen all jener, die nicht so viel besitzen um ihre Existenz sichern zu können, ins Blickfeld des allgemeinen Interesses rücken. Die Trennlinie zwischen den EigentmerInnen und NichteigentümerInnen wird wieder einmal in die Geschichte mehr sichtbar. 

4. SUCHE ARBEIT

Arbeitslosigkeit und Entwertung 

Öffentliche Einrichtungen werden privatisiert, Großunternehmen entscheiden sich für rentableres Outsourcing. Viele Arbeitende verlieren ihre Jobs oder werden unter schlechteren Bedingungen weiter beschäftigt bzw. in kurzfristig finanzierte Qualifizierungsmaßnahmen überführt. Für einen großen Anteil führt das direkt in die Arbeitslosigkeit oder mündet in minder qualifizierte und entlohnte sehr kurzfristige Beschäftigung.

Im Öffentlichen Diskurs der Normierung dieser Realität der Arbeitslosigkeit werden nicht die Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt problematisiert, sondern die Arbeitslosen selbst und ihre scheinbar mangelhaften Bewerbungsbriefe und Qualifikationen. Berufsorientierungskurse normieren die Arbeitslosigkeit. Mit Mitteln der Sozialarbeit werden die Arbeitslosen als von Vornherein schuldig betrachtet, als diejenigen, die ihre Unschuld ständig beweisen müssen.

"Gilt vor Gericht normalerweise der Grundsatz "im Zweifel für den Angeklagten", so hat sich hier der Beweislast umgekehrt. Wollen sie künftig nicht nur von Luft und christlicher Nächstenliebe leben, dann müssen die Herausgefallenen jeder Schmutz- und Sklavenarbeit und jede noch so absurde "Beschäftigungsmaßnahme" akzeptieren, um ihre bedingungslose Arbeitsbereitschaft zu demonstrieren. Ob das, was sie zu tun bekommen, auch nur im entferntesten einen Sinn hat oder der schieren Absurdität verfällt, ist dabei vollkommen egal. Nur in pemanenter Bewegung sollen sie bleiben, damit sie niemals vergessen, nach welchem Gesetz sich ihre Existenz zu vollziehen hat.

Früher haben die Menschen gearbeitet, um Geld zu verdienen. Heute scheut der Staat keinen Kosten, damit Hunderttausende in absonderlichen "Trainingswerkstätten" oder "Beschäftigungsfirmen" die verschwundene Arbeit simulieren und sich fit für reguläre "Arbeitsplätze" machen, die sie nie erhalten werden. Immer neue und immer dümmere "Maßnahmen" werden erfunden, nur um den Schein zu wahren, dass die leerlaufende gesellschaftliche Tretmühle bis in alle Ewigkeit in Gang bleiben kann. Je sinnloser der Arbeitszwang wird, desto brutaler soll den Menschen ins Hirn gehämmert werden, dass es kein Brötchen umsonst gibt. (...) Der einzige Sinn dieser Zudringlichkeit besteht darin, möglichst viele Menschen davon abzuhalten, überhaupt noch irgendwelche Ansprüche an den Staat zu stellen und den Herausgefallenen derart widerliche Folterwerkzeuge zu zeigen, dass jede Elendsarbeit vergleichsweise angenehm erscheinen muss." 5

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Prekarisierung auch als Entwertung dar. Sie zielt auf die Verringerung des Werts der Arbeit, mit dem Ziel die Abhängigkeitsverhältnisse der Mittellosen zu vergrößern. Die Arbeit ist eben mehr als Lohnarbeit und Nicht-Arbeit mehr als nur Arbeitslosigkeit. 6 Durch die Arbeit, die einer nicht hat, wird er entwertet. Nirgendwo sinkt das Selbstwertgefühl so wie durch Arbeitslosigkeit. 

Installationsansicht, Stadtturmgalerie Innsbruck

5. FLIESENLEGER MALER SUCHT ANGEMELDETE ARBEIT 

Es hat nicht immer sozial abgesicherte Verhältnisse gegeben. 

Für eine Auseinandersetzung mit den Bedingungen von Arbeit scheint es notwendig darauf hinzuweisen, dass Lohnarbeit keineswegs eine universalgeschichtliche Konstante darstellt. Vielmehr handelt es sich dabei um eine geschichtlich gewachsene Form der Arbeit, die nur eine sehr kleine Periode in der Geschichte der Menschheit ausmacht, nur für einen Teil der Weltbevölkerung galt und in einer engen Verknüpfung mit der Entwicklung des Nationalstaates steht. Die soziale Absicherung von Arbeitenden steht mit konkreten historischen Phänomenen in Beziehung. So mit der Geschichte der Normierung der Bevölkerung - so ist etwa die ökonomisch notwendige Mobilität der Arbeitenden eine der Ursachen des Phänomens der Sozialversicherung, das im 19. Jahrhundert aufkommt. 

Vor allem geht den sozialen Rechten der Arbeitenden eine lange Geschichte der Arbeitskämpfe voraus. Es hat also nicht immer sozial abgesicherte Verhältnisse gegeben. Das von Hobsbawm7 so genannte "goldene Zeitalter" trägt diesen Namen, weil bis dahin eine Entwicklung zunehmender sozialer Rechte für die so genannten "ArbeitnehmerInnen" stattgefunden hat. Diese Entwicklung entsprang keineswegs der Gnade, ihr gingen massive Bewegungen und Kämpfe um rechtliche und soziale Absicherungen voraus. Mit dem Konzept des "Wohlfahrtsstaates" erreichten die Absicherungen einen Höhepunkt. Seit damals werden die Rechte in einer langfristig angelegten strategischen Vorgangsweise sukzessive abgebaut.

Der Begriff Prekariat, der heute gerne verwendet wird, suggeriert jedoch so etwas wie eine "verlorene" Sicherheit: Als hätte anderswo, gestern, z.B. in den geregelten Arbeitsverhältnissen des Hobsbawmschen "goldener Zeitalters", zwischen den 1950er und 1980er Jahren so etwas wie eine Gegenseitigkeit zwischen ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen existiert. Tatsächlich hat es eine solche Gegenseitigkeit nie gegeben. Auch wenn es Schutzmaßnahmen für ArbeitnehmerInnen gegeben hat und nach wie vor gibt, bedeutet das keineswegs, dass in den Unternehmen Demokratie verwirklicht wurde. So haben wir es in der gesamten "Geschichte der Arbeit" mit unterschiedlichen Abhängigkeitsgraden der Arbeitenden von den ArbeitgeberInnen zu tun. 

6. FLIESENLEGER MAURER AUS POLEN 10 JAHRE IN ÖSTERREICH SUCHT ANGEMELDETE STELLE

Geschichte der Arbeitsmigration

Ein weiterer Aspekt, der die scheinbar sicheren Verhältnisse und die so genannte Solidarität im Österreichischen sozialpartnerschaftlichen Wohlfahrtsstaat begleitete, ist die Tatsache, dass es seit den 1960er Jahren eine zunehmend wachsende Gruppe in der Gesellschaft gibt, denen die Solidarität eben nicht gilt: die MigrantInnen. Die Geschichte der Sozialpartnerschaft ist somit eine nationale Geschichte der Solidarität qua Ausschluss: Das korporatistische Dreieck von Staat, Unternehmen und Gewerkschaften sollte eine Teilhabe der Arbeitenden an der Gesellschaft sichern. Nicht aller Arbeitenden, denn die Rechte der österreichischen ArbeiterInnen wurden und werden auf Kosten anderer ArbeiterInnen gewährleistet, denen die Teilhabe nicht zusteht. Ein Konsens wurde erreicht, während gleichzeitig ein neues Subproletariat installiert wurde: ArbeitsmigrantInnen. 8

Diese sehen sich seit dem Beginn der organisierten Arbeitsmigration im Nachkriegsösterreich (und damit seit dem Beginn der Sozialpartnerschaft) gezwungen alle Maßnahmen, die ihre Teilnahme an der Gemeinschaft vergrößern, gegen die so genannten Sozialpartner durchzusetzen. Diese Maßnahmen sind vielfältig und reichen von der Verwurzelung, der Verfestigung der Aufenthaltsgenehmigungen bis zur Schaffung für eigene Bedürfnisse zuständiger Netzwerke. Diese Gruppe stellt somit bis heute und zunehmend erfolgreich die gesamte Idee der nationalstaatlichen Sozialpartnerschaft in Frage.

Wie sehr die Sozialpartnerschaft und die Normierung der Migration zusammenspielen lässt sich im Bereich der Verwaltung der so genannten Ausländer beobachten. Traditionell steht dieser Bereich unter der Kontrolle der Fremdenpolizei. Konkret handelt es sich dabei jedoch um eine Arbeitsteilung zwischen der Polizei, die für die Eckdaten zuständig ist (Erteilung eines Aufenthaltsbewilligung, Verfolgung der Illegalisierten, Abschiebungen, Ausweisungen usw.) und den Sozialpartnern (ÖGB /AK und Wirtschaftskammer / Wirtschaftsbund), die für Erteilung und Kontrolle der BeschäftigungsMöglichkeiten und für die Erhaltung der so genannten "BundeshÖchstzahl" zuständig sind. Um den Arbeitsmarkt zu regulieren wurde im Jahr 1976 das Ausländerbeschäftigungsgesetz installiert, dessen Prinzip bis heute das "Primat des Inländers" lautet. Es löste das "Inlandsarbeiterschutzgesetz" ab, dessen Prinzip der "Schutz der Inländer" war. Schutz hieß, dass die damals so bezeichneten "Fremdarbeiter" dann zugelassen wurden, wenn die einheimischen ArbeiterInnen Arbeitsplätze hatten. Wenn aber diese zugelassen waren, galt solidarische Gleichheit unter ihnen. Sie gehörten der gleichen Arbeiterklasse an, deren Gegenüber und Feind der Kapitalismus war. "Inländerprimat" heißt dagegen heute, dass es zwei Kategorien von ArbeiterInnen in österreich gibt: "Inländer" und "Ausländer". Unter ihnen ist keine Solidarität möglich, weil die einen von der Anwesenheit und Ausbeutung der Anderen profitieren. Innerhalb der Kategorie "Ausländer" gibt es Unterscheidungen zwischen jenen, die eine Beschäftigungsbewilligung, jenen die eine Arbeitserlaubnis und jenen die einen Befreiungsschein innehatten. Diese drei Namen entsprechen drei unterschiedlichen rassistischen Abhängigkeitsverhältnissen. Das Grundsätzliche aber, dass ein "Ausländer", wenn er eine reguläre Bewilligung hat, dem "Inländer" gleichgestellt wird, trifft für keines der Verhältnisse zu. Denn die Rechte erstreckten und erstrecken sich bis heute nicht auf die soziale und politisch-gesellschaftliche Ebene. Wie sieht diese Situation heute aus? Um sich dieser Frage anzunähern, genügt ein Blick auf die Formulare der Erteilung von Aufenthaltsbewilligungen, denn diese sind an die Art und Weise der Lebenserhaltung gebunden. Dort finden sich dann die jeweiligen "Aufenthaltstitel" und hinter jedem dieser Titel versteckt sich eine andere Möglichkeit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Auf den Aufenthaltsbewilligungen werden also ganz bestimmte Arbeitstitel erteilt. Neben den traditionellen Aufenthaltstiteln finden sich hier zunehmend SaisonarbeiterInnen, ErntehelferInnen, Au pair Mädchen usw. vor. Ein neues Subproletariat ist entstanden und es vergrÖßert und differenziert sich weiterhin entsprechend der gerade vorherrschenden Methoden der Herrschaftsregulierungen.

Dieses Subproletariat – mit und ohne "Arbeitstitel", als Asylsuchende, FamilienangehÖrige, TouristInnen oder Klandestine in Europas Kellern lebend – findet am ehesten Beschäftigung in der Schattenwirtschaft. Es ist merkwürdig zu beobachten, wie an den Europäischen Grenzen ein regelrechter Krieg gegen Flüchtlinge herrscht, während diese Flüchtlinge gleichzeitig aus wirtschaftlichen Gründen angeworben werden. Der Schutz der äußeren Grenzen ist direkt mit der Verwischung der Grenzen der Legalität im Landesinneren in Verbindung zu bringen. Die Grenzen der legalen und illegalisierten Arbeit werden zunehmend in Frage gestellt - durch Leiharbeit, befristete Arbeitsverhältnisse, oder durch die geduldete Illegalisierung eines gewissen Prozentsatzes der Bevölkerung – des Subproletariats, einer Armee von "Mobilen Menschen", die auf keine Stütze zurückgreifen können. Die Verhältnisse in der Schattenwirtschaft werden dabei zugleich produziert, genutzt und verfolgt, was sich etwa an der Jagd auf die "Pfuscher" zeigen lässt, die in Österreich eine ausgeprägte korporatistische und nationalistische Patronage von Gewerkschaft, Polizei und UnternehmerInnen genießt, aber auch an den regelmäßigen Razzien auf der Suche nach illegalisierten Sex- und anderen ArbeiterInnen.

Die Grenzregime weiten sich aus, die westlichen Arbeitsmärkte schließen sich ab, der globalisierte Kapitalismus verstärkt die Kluft zwischen armen und reichen Ländern und produziert Armut und Migration, die repressive EU-Einwanderungspolitik lässt die Anzahl der illegalisierten Menschen weiter steigen. Migration wird ständig hergestellt und illegalisiert. Die soziale Absicherung der westlichen "ArbeitnehmerInnen" fand und findet bis heute also weitgehend auf Kosten von zunehmend illegalisierten MigrantInnen und ArbeiterInnen im globalisierten Süden unter post- und neokolonialen Verhältnissen statt.

Installationsansicht, Stadtturmgalerie Innsbruck

7. SIE HABEN KEINE ZEIT ZU PUTZEN? ICH MACHE IHRE HAUSARBEIT

Ethnisierung der feminisierten Arbeit

Es ist eine Tatsache, und das zeigen auch diese Anzeigen, dass der Großteil der informellen Arbeit ohne soziale Absicherungen nicht im sich prekarisierenden Mittelstand und in den selbstausbeuterischen Ich-Ags der Creative Industries zu finden ist, sondern im Bereich der als "schmutzig" abgewerteten Sektoren des Arbeitsmarktes. 9 Weiterhin sind es mehrheitlich MigrantInnen, die in diesen Feldern arbeiten. Gerade in den Bereichen der Dienstleistungen, in der Hausarbeit und Sexarbeit handelt es sich großteils um migrantische Frauen – mit legalem und sehr oft ohne legalen Aufenthaltsstatus. An diesem Punkt greifen geschlechtliche und rassistische Diskriminierung ineinander: Die klassischen feminisierten Arbeitsbereiche im Feld der Versorgung wie Haushalt und Pflege werden ethnisiert. Und auch hier haben wir es mit einem Feld zu tun, in dem eine mehrheitsgesellschaftliche, scheinbare Emanzipation auf Kosten eines ausgeschlossenen Teiles der Gesellschaft stattfindet.

So bemerkt etwa Mario Candeias: "Erfolgreiche Karriere-Frauen können sich von alten Familienformen emanzipieren, indem sie auf die billige – häufig illegalisierte – Arbeitskraft von Migrantinnen für die häusliche Produktionsarbeit zurückgreifen" 10 und Ariane Sadjed formulierte in der Tageszeitung Der Standard: "Die Migrantinnen dienen dann sozusagen als Katalysator dafür, dass wir eine Ausbildung machen können oder auch einen feinen Job annehmen können, während sie unsere Kinder hüten oder das Haus putzen." 11 Die Emanzipation eines Teils der westlichen Frauen findet vor einem Hintergrund der übergabe der Reproduktionsarbeit an die migrantischen Frauen statt. Und sie findet selbstverständlich weiterhin auch entlang sozialer Linien statt: Zunehmend wächst die Kluft zwischen hoch und niedrig qualifizierter Arbeit von Frauen. Während ein Teil der Frauen von der Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse profitieren kann, findet sich ein anderer Teil weiterhin und zunehmend in prekären und unabgesicherten Verhältnissen vor. An der Abwertung der existentiell notwendigen Hausarbeit ändert die Karriere der Erfolgreichen allerdings nichts, diese wird vielmehr fortgeschrieben.

Was also auf den ersten Blick als eine Errungenschaft im Verhältnis heterosexueller Beziehungen erscheinen mag, ist letztlich nichts als eine Erhaltung der klassistischen und sexistischen Unterscheidungen bei gleichzeitiger Verschiebung auf migrantische feminisierte Arbeit: 12 "Hausarbeiterinnen werden (...) nicht als qualifizierte Beschäftigte in einem Erwerbsarbeitsverhältnis gesehen, vielmehr werden ihnen persÖnliche Fähigkeiten zugeschrieben, die auf Geschlecht und Herkunft zurückgeführt werden. (...) Die Ethnisierung impliziert eine Abwertung des "Fremden" gegenüber dem "Eigenen" und verfestigt Hierarchien und Machverhältnisse." 13

6. BLONDINE AUS OSTEUROPA NATURGEIL UND HEMMUNGSLOS

Sexarbeit, Rassismus und überlebenstaktiken

90 Prozent der SexarbeiterInnen in Österreich sind MigrantInnen. Eine Auseinandersetzung mit den Stigmatisierungen der Sexarbeit kann daher nur gemeinsam mit einer Auseinandersetzung mit der Illegalisierung und Kriminalisierung von Migration stattfinden. Und diese, wie von MAIZ, dem autonomen Integrationszentrum von und für Migrantinnen in Linz formuliert wird, nur im Zusammenhang mit einer Auseinandersetzung mit dem "Recht auf Migration" 14, und zwar vor dem Hintergrund weltweiter Ungleichverteilung von Reichtum, globalisierter Wirtschaft, post- und neokolonialer Ausbeutungsverhältnisse sowie der Illegalisierung weiter Teile der Migration. MigrantInnen in der Sexarbeit sind zahlreichen Formen der Kriminalisierung, Diskriminierung, Stigmatisierung und Ausbeutung ausgesetzt. Die fehlende legale Grundlage für die Arbeitsmigration und die gleichzeitige Nachfrage nach Arbeitskräften in der Sexarbeit sind Ausdruck einer grundlegenden Widersprüchlichkeit zwischen der offiziellen Politik und der tagtäglichen Praxis. In Österreich ist Sexarbeit immer noch "sittenwidrig" aber geduldet. "Gerade der halblegale Charakter dieser Arbeit, in Verbindung mit dem Fehlen jeglicher rechtlicher Standards, schafft ausbeuterische Arbeitsbedingungen." 15 "SexarbeiterInnen haben zwar sehr wohl Pflichten, aber so gut wie keine (Arbeits-)Rechte. Anstelle von Akzeptanz und Anerkennung erfahren sie durch Gesellschaft und Staat Stigmatisierung, Kriminalisierung und Marginalisierung. (...) Die Lebens- und Arbeitsbedingungen, sowie die dafür mitverantwortliche rechtliche Situation von MigrantInnen in der Sexarbeit, sind inakzeptabel." 16 In diesen inakzeptablen Bedingungen finden sich migrantische SexarbeiterInnen vor und ein. Und sie finden sich darin einen Weg zu existieren, entwickeln eigene Handlungstaktiken. 

Die Angebote in den Anzeigen verweisen auf Nachfrage, die voll ist von Exotismen. Die Ausbeutungsverhältnisse amalgamieren sich mit der Lust am "Exotischen" und "Fremden". So wird die rassistische Fremdzuschreibung nicht selten zur Ressource in einer strukturell entrechteten Situation. Die Differenz "Polin" oder "Asiatin" zu sein, erweist sich als ein zusätzliches Angebot und bietet somit – trotzt aller Einschränkungen – auch eine kleine Chance am Reichtum des Westens mitzunaschen. Vor diesem Hintergrund rückt eine Auseinandersetzung mit strukturellen Bedingungen in den Vordergrund: Es geht um Forderungen nach Rechten sowohl als ArbeitsmigrantInnen als auch als SexarbeiterInnen. Es geht um die Beseitigung rassistischer Verhältnisse, die Menschen dazu zwingen, alles zu akzeptieren und daraus auch Ressourcen zum überleben zu entwickeln. Insofern verdienen auch diese Ressourcen, die diejenigen, die sie anwenden als handelnde Individuen innerhalb eines rassistischen und sexistischen Systems ausweisen, Anerkennung. 

7. DRAGICA

Taktiken des überlebens

Wer jederzeit ohne besondere Gründe entlassen werden kann oder gar nicht angestellt ist und trotzdem seinen Lebensunterhalt verdienen muss, kann nicht mehr auf die klassischen Formen des Arbeitskampfes zurückgreifen, in denen die Erhaltung der gesetzlich garantierten Rechte, z.B. der befristeten, aber auch der unbefristeten Arbeitsverträge eine Rolle spielen. "Sich in einer Situation ständiger Unsicherheit zu befinden bedeutet, weder die Gegenwart noch die Zukunft positiv gestalten zu können". 17 Das erkämpfte Recht auf soziale Sicherheit und auf Arbeitskampf und Organisation wird zunehmend ausgehöhlt. Dementsprechend erleben wir derzeit eine konsequente Erweiterung eines anderen Bereiches: Der Gleichzeitigkeit von Flexibilisierungszwang, Ausbeutung, Entrechtung und Kontrolle steht eine permanente, listenreiche, lautlose und fast unsichtbare Produktion von Taktiken und Umgangsweisen mit der auferlegten Ordnung gegenüber. Es handelt sich um weitgehend individuelle Alltagstaktiken, die weit davon entfernt sind, eine organisierte Kraft zu sein. Und doch k&öuml;nnen sie in der Unterwanderung dieses neuartigen Zwangssystems nicht zu unterschätzende Fortschritte erzielen. Es handelt sich um Taktiken des überlebens, die zunächst einen unmittelbaren alltäglichen Wert für die AnwenderInnen haben, aber in einer Gesamtheit betrachtet auch so etwas wie eine Umdefinition und Verschiebung der Entrechtungen und Diskriminierungen herbeiführen kÖnnen. Die Geschichte der Arbeitsmigration ist nicht nur eine Geschichte der Normierung. Sie ist mindestens ebenso sehr Geschichte des Sich-Im-"Außen"-Einrichtens, um dort den Platz ganz anders zu gestalten, als er eigentlich zugewiesen war. 

In den Zwischenräumen von Ausbeutung und Regulierung entwickeln sich Widersetzungstaktiken: Kräfte, die die reale kapitalistische Nachfrage bei gleichzeitiger Kriminalisierung ausnützen oder ihr entgegenarbeiten, sie umdeuten oder verkehren... Prekarisierte Subjekte sind keine armen Opfer. Innerhalb der gesellschaftlichen Strukturen entwickeln sie Selbsttätigkeit und (über-)lebensstrategien. Oder wie Mario Candeias es beschreibt: "Prekarität ist eben kein Schicksal, vielmehr ist Prekarisierung ein Prozess in dem Subjekte aktiv handeln, der von ihnen mitgestaltet wird, immer. Auch das 'sich Einrichten' ist schon eine Form aktiver Subjektivierung und zeigt sich schon an den unterschiedlichsten Strategien, mit wachsender Unsicherheit und Geldnot umzugehen." 18

Innerhalb dieser Taktiken spielen die Widersprüche des Unterdrückungssystems eine wesentliche Rolle. Wie oben beschrieben, finden sich migrantische Hausarbeiterinnen in zahlreichen Logiken ebenso widersprüchlicher wie gemeinsam wirksamer binärer Klassifizierung vor: Reiche Welt versus arme Welt, InländerInnen versus AusländerInnen, Mann versus Frau, Öffentlich versus Privat. In diesen und in den Gewaltstrukturen finden sie sich zurecht und verteidigen sich. 19 Prekäre Arbeitsplätze sind im gegenwärtigen Migrationsregime auch SchlupflÖcher, die ausgenutzt werden. Unter den kriminalisierenden Bedingungen westlicher Einwanderungspolitiken bieten Privathaushalte als Arbeitsplatz teilweise Schutz vor staatlicher Verfolgung und Kontrolle. Andererseits ist es genau diese Unsichtbarkeit, die Ausbeutung, rassistische Diskriminierung und Gewalt erleichtert. Im letzten Jahrzehnt hat sich ein neues Muster der Migrationsbewegungen in Europa etabliert: Pendel- und Zirkelmigration: Die Taktiken dieser Gruppe unterscheiden sich von denen anderer MigrantInnen, insofern sie die alten Muster der polizentrischen Fixierungen (hier und dort leben und vielleicht noch irgendwo) noch mehr betonen: Bettina Haidinger beschreibt diese Mehrfachzugehörigkeit auch als Schutz vor den Logiken der Entwertung: "MigrantInnen stehen mit einem Fuß im gewohnten sozialen Umfeld und können den Diskriminierungen und Deklassierungen im Immigrationskontext entgehen, die durch die Einwanderungsgesetzgebung und Alltagsrassismus begründet werden." 20 "Die Betonung der "übergangsstadiums" dient dabei als Schutz vor etwaigen Abwertungen und sorgt dafür Zielvorstellungen und Perspektiven für die Zukunft nicht aus den Augen zu verlieren, ist aber auch ein Hindernis für die kollektive Selbstorganisation." 21

8. ALLES MÖGLICH

Was nicht in den Anzeigen steht: Formen des Handelns und der Organisation

Die Formen des überlebens in den Zwischenräumen der UnMöglichkeit sind keineswegs nur individuell. Diasporische Netzwerke formieren sich längst und stellen eine Grundlage für die Alltagstaktiken der ArbeitsmigrantInnen zwischen überlebenskampf, Ausbeutung und Kriminalisierung dar. So bilden sich die Lebensformen im übergang zwischen Legalität und Illegalisierung im Kontext von migrantischer Gemeinschaftsbildung. Hier werden Grenzüberschreitungen organisiert, eventuell gefälschte Papiere ausverhandelt, finden Beherbergungen statt, werden provisorische Unterkünfte und Zugänge zu Arbeitsplätzen organisiert. Wenn es keine unmittelbare ZugehÖrigkeit zur einer Gesellschaft gibt, die Schutz bieten kann, dann bieten die Familien-, Herkunfts- und GruppenzugehÖrigkeiten diesen. Da in Österreich die Integration per Gesetz verboten ist 22, sollte es auch nicht verwunderlich sein, wenn die meisten MigrantInnen diesen gewissermaßen vorindustriellen Schutzmechanismen wichtige Bedeutung beimessen. Bettina Haidinger beschreibt in ihrer Studie über Migrantinnen in der bezahlten Hausarbeit ebenfalls sehr anschaulich wie durch die Bildung von "Freundinnen-Netzwerken" Empowerment und Selbstorganisation von Hausarbeiterinnen stattfindet: "Viele Hausarbeiterinnen bedienen sich der Unterstützung und Vermittlung durch ein Freundinnen-Netzwerk. Die meisten Hausarbeiterinnen versuchen Jobs an andere Frauen zu vermitteln und wenden dabei unterschiedliche Strategien an" 23 Und so kommt sie entgegen gängiger Opferstilisierungen zu dem Schluss: "Migrantische Hausarbeiterinnen sind mutige, pragmatische, schlaue Frauen mit Utopien, die innerhalb eines Kontextes der Ungleichheit und strukturellen Diskriminierung in der Lage sind, neue Strategien im überlebenskampf für sich und ihre Familien zu entwickeln." 24

Politisches Handeln unter den Bedingungen seiner Verunmöglichung ist eine Realität, mit der sich nicht nur das Prekariat konfrontiert sieht. Die Geschichte der Arbeitsmigration ist weitgehend davon geprägt, durften sich doch aufgrund der österreichischen Gesetzgebung Vereine von MigrantInnen nur bilden, wenn sie nicht politische, sondern bloß sportliche und kulturelle Zwecke verfolgten. Und trotzdem organisierten etwa im August 1993 jugoslawische und türkische Vereine eine Demonstration gegen das Aufenthaltsgesetz. Und bereits in den 60er Jahren stellten die Arbeitsplätze einen Ort der Artikulation von migrantischem Protest dar. 1965 streikten im Iso-Span-Werk in Obertrum und 1966 in einer Baufirma in Admont jugoslawische ArbeiterInnen. 

In beiden Fällen war die Forderung Lohnerhöhung. Die Niederschlagung der Streiks bedeutete für zahlreiche Streikende die Ausweisung. "Fremdarbeiter", die "unangenehm auffielen", wurden damals kurzerhand abgeschoben. Die Entscheidung darüber, wer unangenehm auffiel, oblag der so genannten Ausländerpolizei. Dabei ist zu bemerken, dass die Isolierung der MigrantInnen von der mehrheitsösterreichischen Arbeiterschaft oft Teil der Taktik der Sozialpartner war.

"Parallel zu diesen sozialen Kämpfen innerhalb der Arbeitsstätten entwickelten sich Organisationsstrukturen in den MigrantInnengruppen. Die Gründung von Vereinen stellte den Versuch dar, den sozialen Ausschließungsinstrumentarien zu entkommen. Seit Mitte der 90er Jahre entwickelten sich neben der in den alten Vereinen gepflegten Identitätspolitik andere Formen von politischer Aktivität. Zu diesen neuen Gruppen zählen etwa die Arbeiterkammer Fraktion BDFA (Bunte Demokratie für alle), Die Bunten, ANAR (Austrian Network Against Racism) und das autonome MigrantInnenzentrum MAIZ. Während die alten Vereine eine defensivere Form der Politik betreiben, versuchen die jungen, partizipationsorientierten Organisationen die Forderung nach gleichen Rechten konfrontativ zu stellen." 25

9. MäCHTIG PREKäR!

Möglichkeiten eines Arbeitskampfes unter den Bedingungen seiner Verunmöglichung

Wenn alle zu UnternehmerInnen ihrer selbst werden, dann zieht sich der Klassenkampf gleichsam durch die Individuen selbst. Und was würde es bedeuten, sich selbst zu bestreiken? Während die Illegalisierten einer Fremdenpolizeiregime unterliegen und mit ständigen Kontrollen bis zur offenen Gewaltanwendung zu rechnen haben, werden die Langzeitarbeitslosen, weil sie Staatsbürger sind, anderen, subtileren Kontrolltechniken unterworfen. Da diese Gruppen in keine neuralgischen Sphären des gesellschaftlichen Lebens (Arbeit, Bildung, Kultur, Verwaltung, Justiz, Medien usw.) eingebunden sind, scheinen die Möglichkeiten der Entwicklung eines Kampfpotentials als Gruppe massiv eingeschränkt. Und doch findet seit einiger Zeit eine politische Formierung statt, die mit der Entwicklung neuer Kampfformen und Aktivismen einhergeht. Der Begriff des "Prekariats" hat sich eben auch als politischer Begriff entwickelt, der unter anderem in jährlich stattfindenden "May Day-Paraden" seinen Ausdruck findet. Aus einem Netzwerk italienischer, franzÖsischer und katalanischer AktivistInnen ging am 1. Mai 2001 die erste MayDay Parade in Mailand hervor. Zentral ist dabei die Formierung eines politischen Ausdrucks für die unterschiedlichen Formen prekären Arbeitens und Lebens, die durch die klassischen Institutionen der ArbeiterInnenbewegung und der Linken eben nicht (mehr) organisiert werden können. Dabei werden neue Organisationsformen entwickelt und erprobt. So geht es dem Mayday-Netzwerk "nicht um Repräsentation und/oder Einheitlichkeit, sondern um ein Sichtbarmachen der Vielfältigkeit der Wünsche, Lebens- und Kampfformen. Im Zentrum steht dabei Selbstorganisation und Vernetzung." 26 Und die MayDay Bewegung scheint sehr bemüht zu sein die zentrale Schwieerigkeit anderer altermondialistsicher Bewegungen zu überwinden, nämlich die, dass der Ruf nach Arbeit und dessen ideologische Verwandlung "in die erste Bürgerpflicht" konsequent die Nicht-StaatsbürgerInnen ausschließt. Seit 2001 hat sich die May-Day Bewegung vervielfacht und auf zahlreiche weitere Städte in Europa ausgedehnt. Seit 2005 finden auch in Wien May-Day Paraden statt. Was dabei geschieht ist eine breite Vernetzung zur Thematisierung unterschiedlicher Formen von Prekarität, von Sexarbeit bis hin zu Erwerbsarbeitslosigkeit, von prekarisierten KünstlerInnen zu migrantischen ErntehelferInnen. 

Mit der Prekarisierung des Mittelstandes und der zunehmenden Arbeitslosigkeit, mit der Entwicklung neuer Formen von Aktivismen und Bewegungen tauchen also auch neue Linien der Solidarisierung und Vernetzung zwischen MigrantInnen und AktivistInnen aus der Mehrheitsgesellschaft auf. Unter dem Titel des "Prekariats" wird der Versuch unternommen antirassistische Kämpfe mit Kämpfen gegen Ausbeutung und soziale Ausschlüsse zu verbinden, nationale Entsolidarisierungen in Frage zu stellen und neue Kampflinien zu ziehen. 

In einem Arbeitspapier formuliert das seit 2003 bestehende europaweite Frassanito Netzwerk in diesem Zusammenhang gar eine wesentliche "politische Zentralität" der migrantischen Arbeit. Es verortet – angesichts der allgemeinen "Migrantisierung" der Arbeitsverhältnisse in unseren Gesellschaften – gerade in der Position der MigrantInnen, eine politische Möglichkeit Ausbeutung zu bekämpfen. Das klingt dann folgendermaßen: 

"Gerade weil MigrantInnen die genannten Formen der Entwertung und Prekarisierung heute in allen Aspekten des Lebens erfahren, gerade weil in der Mobilität eine Antwort auf die konstruierten Grenzen und zugeschriebenen Identitäten liegt, zeigen ihre Bedingungen, was aktuelle gesellschaftliche Dynamiken insgesamt kennzeichnet. In ihrer subjektiven Situation finden die allgemeinen Existenzbedingungen der gesellschaftlichen Arbeit heute einen besonderen Ausdruck. In diesem Sinn sprechen wir von »migrantischer Arbeit«: Hier sehen wir eine Tendenz, dass Arbeit zunehmend durch Mobilität und Vielgestaltigkeit bestimmt ist, durch tiefgreifende Veränderungen, die bereits - wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß - alle ArbeiterInnen erfassen. Genau wegen dieser mÖglichen Ausweitung sprechen wir von einer »politischen Zentralität der migrantischen Arbeit«. In der Position der MigrantInnen liegt die soziale Vorwegnahme sowie die politische Möglichkeit, gegen die genannten Entwicklungstendenzen der Ausbeutung anzukämpfen, die auf die gesamte Gesellschaft und auf das ganze Leben der Einzelnen ausgedehnt werden sollen. Zugleich gilt auch für »migrantische Arbeit« wie schon für prekäre Arbeit, dass sich in diesem Ausdruck kein homogenes Subjekt widerspiegelt. Vielmehr muss ein Entwicklungsprozess der Subjektivität durch die migrantische Arbeit hindurch und darüber hinausgehen, was ebenfalls nur in der Kommunikation mit anderen Kämpfen und Forderungen lebendiger Arbeit in Gang zu setzen ist." 27

Zwischen diesen heroischen Vorstellungen einer internationalen Mobilisierungsrhetorik und der Normalität des überlebenskampfes, der aus den Inseraten, die Hannah Stippl gesammelt hat, spricht, sollte mit diesem Text der Versuch gemacht werden, durch die Analyse von "Prekarität" und migrantischen Alltagsrealitäten zu Fragen nach einer Möglichkeit der Politik heute zu gelangen. Eine solche Analyse kann die bestehende Normalität nicht aus den Augen verlieren. Und diese ist eben weder heroisch und breit organisiert, noch ohnmächtig und sprachlos. Innerhalb der bestehenden indiskutablen Verhältnisse von Entrechtung und Kriminalisierung, von Ausbeutung und Rassismus bahnen sich die prekären ArbeiterInnen ihren Weg. Sie operieren ständig mit Antinomien, finden sich ein und widersetzen sich, entwickeln Strategien des (über)Lebens und bilden mehr oder weniger informelle Netzwerke. Sie stellen die bestehenden Verhältnisse in Frage, aber sie bedienen sie auch. Nur soviel lässt sich feststellen: Sie sind viele und werden immer mehr. 


1 Pierre Bourdieu, Prekariat ist überall, in: Pierre Bourdieu (Hg.), Gegenfeuer. Konstanz 1998, S. 97

2 Prekär, Prekarisierung, Prekariat? Arbeitspapier des Frassanito Netzwerks, http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/realpolitik/prekaer/frassanito.html

3 ebda. 

4 Diese ist zur Zeit in Österreich nicht so sehr spürbar, weil die neokoloniale Strategie wirtschaftlicher Unterwerfung des Ostens viel Kapital aus diesen Ländern in Richtung Österreich transferiert. Trotz dieses Reichtums der in Richtung Österreich fließt, verbreiten sich vorübergehende Beschäftigungsverhältnisse. 

5 Gruppe KRISIS, Manifest gegen die Arbeit. Wien 2004, S.10-11

6 Robert Castel, Die Metamorphosen der sozialen Frage. Eine Chronik der Lohnarbeit. Konstanz 2000, S. 337 

7 Vgl. Eric Hobsbawm, Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts. München 1998, S. 324

8 Vgl. Chantal Magnin, Prekäre Integration. Die Folgen unsicherer Beschäftigungsverhältnisse, Institut für Höhere Studien (IHS) Wien 2005, S. 14

9 In den gerade stattfindenden Individualisierungs und Entkollektivisierungsprozessen gibt es – das soll keineswegs verschwiegen werden – auch GewinnerInnen. Im Allgemeinsten sind das diejenigen die über eine gute Ausbildung und irgendeine Form der sozialen Absicherung, sei es materieller Reichtum oder kulturelles Kapital oder gesellschaftlichen Beziehungen verfügen.

10 Mario Candeias, Widersprüche der Prekarisierung und Handlungsfähigkeit

11 Ariane Sadjed: Frauenfrage in Zeiten der Existenzsicherung. In: Der Standard, 01/12.003.2006, S. 38

12 Bettina Haidinger: "Ich putze Dreck, aber ich bin kein Dreck!" Migrantinnen in der bezahlten Hausarbeit. Eine qualitative Untersuchung unter ArbeitgeberInnen und Arbeitnehmerinnen. In: Katja Hartl und Margarete Kreimer: Am Rande des Arbeitsmarktes. Haushaltsnahe Diernstleistungen. Materialien zur Wirtschaft und Gesellschaft, Wien, November 2004, S69. Diese Studie würde in Zusammenarbeit mit MAIZ, autonomes Integrationszentrum von und für Migrantinnen in Linz, durchgeführt.

13 ebda. S. 73

14 Vgl. http://www.maiz.at

15 Migration und Sexarbeit, Stellungnahme von HYDRA, http://www.rechtauflegalisierung.de/text/hydra.html

16 Sexarbeit und Gesetzgebung in Österreich http://no-racism.net/article/961

17 Robert Castel, Die Stärkung des Sozialen. Leben in neuen Wohlfahrtstaat. Hamburg, 2005, S. 39

18 Mario Candeias, Widersprüche der Prekarisierung und Handlungsfähigkeit

19 Vgl. Bettina Haidinger: "Ich putze Dreck, aber ich bin kein Dreck!" Migrantinnen in der bezahlten Hausarbeit. Eine qualitative Untersuchung unter ArbeitgeberInnen und Arbeitnehmerinnen. In: Katja Hartl und Margarete Kreimer: Am Rande des Arbeitsmarktes. Haushaltsnahe Dienstleistungen. Materialien zur Wirtschaft und Gesellschaft, Wien 2004, S. 76

20 ebda. S. 66

21 ebda. S. 75

22 Das gesamte sogenannte "Fremdengesetzgebung" besteht aus nichts anderem als aus Verbots- und Regulierungsregelungen. Es handelt sich dabei um eine Apparthaidsrecht, das nur zur Sicherung des "Primates" der Inländers dient. 

23 Vgl. Bettina Haidinger: "Ich putze Dreck, aber ich bin kein Dreck!" Migrantinnen in der bezahlten Hausarbeit. Eine qualitative Untersuchung unter ArbeitgeberInnen und Arbeitnehmerinnen. In: Katja Hartl und Margarete Kreimer: Am Rande des Arbeitsmarktes. Haushaltsnahe Dienstleistungen. Materialien zur Wirtschaft und Gesellschaft, Wien 2004, S. 76

24 Ebda.

25 Vgl. Arif Akkilic, Ljubomir Bratic, Demotreffpunkt 1993, Demonstrationen gegen das Aufenthaltsgesetz Selbstorganisation und Widerstand, Text in der Ausstellung "gastarbajteri. 40 Jahre Arbeitsmigration", Wien Museum Karlsplatz 2004 http://gastarbajteri.at/im/107105950479/107459990277/107157354224

26 MayDay, MayDay, History & Best Practice, http://euromayday.at/texte

27 Prekär, Prekarisierung, Prekariat? Arbeispapier des Frassanito Netzwerks, http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/realpolitik/prekaer/frassanito.html


EVERYTHING POSSIBLE

Nora Sternfeld & Ljubomir Bratic, Vienna 2006

1. EVERYTHING POSSIBLE

2000 advertisements: offers for services. Offers that are self-descriptions. On black background. has been collecting advertisements in which job offers are made for years, anonymizes them and types them on index cards. By taking the exact wording, she is working on the inventory of a reality. In doing so, she eludes the position of social-scientific observation, in which "objects" are categorized, declared "cases" and judged. She does not present anyone, she simply collects what is what is to be found and what has been formulated. With conceptual means, more than a mere accumulation of material takes place. The conceptual presentation and the mass of the advertisements allow structures to emerge, they enable an investigation. Speaking with the subtitle of Bourdieu's "Misery of the World", what is thus emerges is a presentation of "testimonies of everyday suffering in society."

Hannah Stippl’s work evades sensation. She moves in everyday life and its abysses have nothing at all sensational. These abysses are dull, trivial, stale. Normality speaks from the advertisements. The prevailing normality, which generally consists of concealment. A supposedly safe level where consensus prevails. Advertisements are a means of making certain offers that are permissible in our society. These advertisements appear daily. Here they are collected, stripped of their singularity and brought together. A closer look reveals the structural violence in the mass of ads: they are offers of self-exploitation. Behind each of these advertisements is a life story. A person who formulated it and placed the ad. The self-descriptions arise in a very specific social situation, which has been summarized for some time with the word "precarity." Pierre Bourdieu says about precarity that it "leaves the future at all in uncertainty" and thus "at the same time denies those affected any rational anticipation of the future and, above all, any minimum of hope and faith in the future that is necessary for a primarily collective revolt against a present, no matter how unbearable it may be. "1 The future, however, is not a future. What is wrong with the future? What has happened that the future, unlike the generations of our parents, appears before us as a sequence of coincidence?

There is nothing about this in the advertisements. Nor of the possibility and impossibility of political organization under the conditions of flexibilization, exploitation, illegalization and criminalization. And yet the abundance of advertisements and the system of their arrangement reveal structures, those structures that stand behind the mass of offers. Structures that produce such offers, within which exploitation takes place, moments of action emerge and survival strategies are developed. Which structures are these?

2. URGENTLY LOOKING FOR A JOB. I AM READY TO ACCEPT ANY JOB

Precarious employment

The original word meaning of precarious is not only insecure and impermanent, but also: "obtained by request" or "granted by grace". The number of those who are more and more willing to offer anything just to get money is growing. What is happening is an entanglement of flexibilization and exploitation. In this context, precarity does not only mean insecure employment and low pay. Used as a political term, precarity stands for living and working conditions that exist without any security, without guaranteeing rights. 2 An increasingly large group of people lives in a situation of constant insecurity, which does not allow them to master or plan either a present or a future. This is accompanied by the impossibility of classical political organization in labor struggle. After all, who but themselves can precarious workers strike if they suspend their work? "Precarious work" refers to all those forms of flexibilized exploitation of illegalized, seasonal or temporary employment, via home-based, temporary or agency work to so-called self-employed subcontractors or Ich-Ag's. 3 Particularly affected by this are branches of work in the service sector such as household, transport and care. But also the life situation of groups that have occupied a central place in industrial society is becoming insecure: there is growing insecurity among the working class, which is integrated and depoliticized in the growth, some groups of white-collar workers are also affected and, above all, the low-skilled and young workers with apprenticeships will have hardly any chance of a long-term secure existence in the future. How did these conditions come about, in which work is not associated with any guarantees and is virtually redefined as a "grace"?

3. SUCCESSFUL SELLER FROM THE TOURISM INDUSTRY WORTHY CUSTOMER ORIENTED WANTED TO WORK

Precariousness reaches the middle class

From a certain perspective, we are facing a massive change in labor relations. While precarious work has largely affected marginalized social groups and relations of exploitation in the global South under post- and neocolonial conditions, it is increasingly becoming the norm in Western countries and for social classes that formerly enjoyed secure working conditions. The current situation is characterized by a turmoil that is taking place not least in the sector of wage labor. This includes mass unemployment as well as the restructuring of traditional social security systems.

For some time now, an increasing weakening of the state has been taking place. On the one hand, with the accumulation of needs and demands of those who do not belong to it, e.g. migrants or women. On the other hand, with the simultaneous rise of local powers as well as supranational entities such as the EU and the increasing globalization of the economy, which follows its own rules of the game. Along these lines, the current definitional struggles about what is called wage dependency and labor relations are playing out. The definition is fought for in an elusive consensus between domestic politics (nationalist outcry) and foreign politics (competitiveness, performance, neocolonialism). In this struggle, which is no longer conducted along class lines, but along gender lines, ethnic and religious lines, and also along Keynianism and neoliberalism, what is generally called "precarious labor relations" is defined and enforced. The semblance of a consensus-based society - in which work "works" for the majority - is broken and we are facing a period of upheaval. 4 The zero point of these precarious labor relations are the new supernumerary and excluded. Insecurity, a previously common characteristic of any migrant biography, has returned. It is becoming the majority narrative of contemporary societies. The earlier distinctions between "migrated" and "settled" workers were based on a specific position of migrants in society. This position, based on racism, of inferior (or complete lack of) legal, political, and social security for migrants is currently being extended, more than is generally admitted, to other workers - previously "secured" by their membership in the majority population. What we are dealing with is a transformation of labor relations, which can also be called their "migrantization. To speak of precarization therefore means, in a sense, to adopt a very specific perspective: Precarious work was and is the rule for a part of society. For these parts, labor relations are not "precarizing." Now, however, parts of the majority society are also entering those employment relationships in which migrants have always been. Precarity reaches the middle class and finally becomes an issue. In our capitalist societies, it is by no means usual that the living conditions of all those who do not have enough to secure their existence become the focus of general interest. The dividing line between owners and non-owners is once again becoming more visible in history.

4. SEARCH WORK

Unemployment and devaluation

Public institutions are privatized, large companies opt for more profitable outsourcing. Many workers lose their jobs or continue to be employed under worse conditions or are transferred to short-term financed qualification measures. For a large proportion, this leads directly to unemployment or into lower-skilled and paid very short-term employment. In the public discourse of standardizing this reality of unemployment, it is not the conditions on the labor market that are problematized, but the unemployed themselves and their apparently deficient application letters and qualifications. Vocational orientation courses normalize unemployment. By means of social work, the unemployed are seen as guilty from the outset, as those who must constantly prove their innocence. "If the principle of "in doubt for the accused" normally applies in court, the burden of proof has been reversed here. If they want to live in the future not only on air and Christian charity, then those who have fallen out must accept every dirty and slave labor and every "employment measure," no matter how absurd, in order to demonstrate their unconditional willingness to work. Whether what they are given to do has even the remotest sense or falls into sheer absurdity is completely irrelevant. Only in pemanent movement they are to remain, so that they never forget, according to which law their existence has to take place.

In the past, people worked to earn money. Today, the state spares no expense so that hundreds of thousands simulate the disappearing work in outlandish "training workshops" or "employment companies" and make themselves fit for regular "jobs" that they will never get. Ever new and ever more stupid "measures" are invented just to keep up appearances that the idling social treadmill can keep going for all eternity. The more senseless the compulsion to work becomes, the more brutally it is to be hammered into people's brains that there is no bread roll for free. (...) The only purpose of this intrusiveness is to keep as many people as possible from making any claims at all on the state, and to show those who have fallen out such disgusting instruments of torture that any miserable work must seem comparatively pleasant." 5

Against this background, precarization also presents itself as devaluation. It aims at reducing the value of work, with the goal of increasing the dependency relations of the destitute. Work is more than wage labor and non-work more than unemployment. 6 Through the work that one does not have, he is devalued. Nowhere does self-esteem sink as much as through unemployment.

5. TILER PAINTER SEEKS REGISTERED WORK

There have not always been socially secure conditions.

For an examination of the conditions of work, it seems necessary to point out that wage labor is by no means a universal historical constant. Rather, it is a historically evolved form of work that represents only a very small period in human history, applied only to a part of the world's population, and is closely linked to the development of the nation-state. The social protection of working people is related to concrete historical phenomena. Thus with the history of the standardization of the population - for example, the economically necessary mobility of working people is one of the causes of the phenomenon of social insurance, which emerges in the 19th century.

Above all, the social rights of working people are preceded by a long history of labor struggles. Thus, there have not always been socially secure conditions. What Hobsbawm 7 calls the "golden age" bears this name because by then there had been a development of increasing social rights for the so-called "workers." This development by no means sprang from grace; it was preceded by massive movements and struggles for legal and social protections. With the concept of the "welfare state," safeguards reached a peak. Since then, rights have been successively dismantled in a long-term strategic process. However, the term precariat, which is popularly used today, suggests something like a "lost" security: as if elsewhere, yesterday, e.g. in the regulated employment relationships of Hobsbawm's "golden age", something like a reciprocity between employers and employees had existed between the 1950s and 1980s. In fact, such reciprocity has never existed. Even though there have been and still are protections for workers, this does not at all mean that democracy has been realized in companies. Thus, throughout the "history of labor," we are dealing with varying degrees of dependence of workers on employers.

6. TILER MASON FROM POLAND 10 YEARS IN AUSTRIA SEEKS REGISTERED JOB

History of labor migration

Another aspect that accompanied the seemingly secure conditions and the so-called solidarity in the Austrian social partnership welfare state is the fact that since the 1960s there has been an increasingly growing group in society to whom solidarity precisely does not apply: migrants. The history of the social partnership is thus a national history of solidarity qua exclusion: The corporatist triangle of state, companies and trade unions was supposed to ensure the participation of working people in society. Not all working people, because the rights of Austrian workers were and are guaranteed at the expense of other workers who are not entitled to participation. A consensus was reached, while at the same time a new sub-proletariat was installed: Migrant workers. 8

Since the beginning of organized labor migration in post-war Austria (and thus since the beginning of the social partnership), the latter have been forced to enforce all measures that increase their participation in the community against the so-called social partners. These measures are manifold and range from rooting, the solidification of residence permits to the creation of networks responsible for their own needs. This group thus continues to challenge the entire idea of nation-state social partnership today, and with increasing success.

The extent to which the social partnership and the standardization of migration interact can be observed in the area of the administration of so-called foreigners. Traditionally, this area has been under the control of the aliens police. In concrete terms, however, this is a division of labor between the police, who are responsible for the key data (issuing residence permits, prosecuting illegal immigrants, deportations, expulsions, etc.) and the social partners (ÖGB /AK and Wirtschaftskammer / Wirtschaftsbund), who are responsible for issuing and controlling employment opportunities and for maintaining the so-called "federal maximum number". In order to regulate the labor market, the Employment of Foreigners Act was installed in 1976, the principle of which is still the "primacy of the domestic worker". It replaced the "Domestic Worker Protection Act", the principle of which was the "protection of nationals". Protection meant that "foreign workers," as they were called at the time, were admitted when domestic workers had jobs. But if they were admitted, solidary equality applied among them. They belonged to the same working class, whose opposite and enemy was capitalism. "National primacy", on the other hand, means today that there are two categories of workers in Austria: "nationals" and "foreigners". Among them, no solidarity is possible because some benefit from the presence and exploitation of others. Within the category of "foreigners" there are distinctions between those who have an employment permit, those who have a work permit and those who have an exemption certificate. These three names correspond to three different racial relations of dependency. The basic principle, however, that if a "foreigner" holds a regular permit, he or she is treated the same as a "national," does not apply to any of the relationships. This is because the rights did not and still do not extend to the social and political-social level. What does this situation look like today? In order to approach this question, it is sufficient to look at the forms for the granting of residence permits, because these are tied to the way of living. There you will find the respective "residence titles" and behind each of these titles hides a different way of earning a living. On the residence permits, therefore, very specific working titles are issued. In addition to the traditional residence titles, seasonal workers, harvest workers, au pair girls, etc. are increasingly found here. A new subproletariat has emerged, and it continues to expand and differentiate according to the currently prevailing methods of regulating domination.

This sub-proletariat - with and without "working titles", as asylum seekers, family members, tourists or clandestines living in Europe's basements - is most likely to find employment in the shadow economy. It is strange to observe how there is a real war against refugees at the European borders, while at the same time these refugees are recruited for economic reasons. The protection of the external borders is directly related to the blurring of the borders of legality in the interior. The boundaries of legal and illegalized work are increasingly being challenged - through temporary work, fixed-term employment, or the tolerated illegalization of a certain percentage of the population - the sub-proletariat, an army of "mobile people" who have no support to fall back on. In the process, conditions in the shadow economy are simultaneously produced, exploited, and persecuted, as can be seen, for example, in the hunt for "botchers," which in Austria enjoys a pronounced corporatist and nationalist patronage by the trade union, police, and employers, as well as in the regular raids in search of illegalized sex and other workers.Border regimes are widening, Western labor markets are closing, globalized capitalism is widening the gap between rich and poor countries and producing poverty and migration, repressive EU immigration policies continue to increase the number of illegalized people. Migration is constantly manufactured and illegalized. Thus, the social protection of Western "workers" took place and continues to take place today largely at the expense of increasingly illegalized migrants and workers in the globalized South under post- and neocolonial conditions.

7. YOU DON'T HAVE TIME TO CLEAN? I DO YOUR HOUSEWORK

Ethnization of feminized labor

It is a fact, as these ads also show, that the majority of informal work without social security is not to be found in the precarious middle class and in the self-exploitative ego-ags of the creative industries, but in the sectors of the labor market that have been devalued as "dirty". 9 Furthermore, it is mostly migrants who work in these fields. Especially in the areas of services, domestic work and sex work, the majority are migrant women - with legal and very often without legal residence status. At this point, gender and racist discrimination intertwine: the classic feminized fields of work in the field of care such as household and care are ethnicized. And here, too, we are dealing with a field in which a majority-social, apparent emancipation takes place at the expense of an excluded part of society.
For example, Mario Candeias notes, "Successful career women can emancipate themselves from old family forms by resorting to the cheap - often illegalized - labor of migrant women for domestic production work, "10 and Ariane Sadjed formulated in the daily newspaper Der Standard, "The migrant women then serve as a catalyst, so to speak, for us to be able to get an education or even take a fine job while they look after our children or clean the house." 11 The emancipation of some Western women takes place against a backdrop of handing over reproductive work to migrant women. And, of course, it continues to take place along social lines: Increasingly, the gap between high-skilled and low-skilled work of women is growing. While a part of the women can benefit from the flexibilization of labor relations, another part continues to find itself increasingly in precarious and unsecured conditions. However, the career of the successful does not change the devaluation of the existentially necessary domestic work; on the contrary, it is perpetuated.Thus, what at first glance may appear to be an achievement in the relationship of heterosexual relations is ultimately nothing more than a preservation of classist and sexist distinctions with a simultaneous shift to migrant feminized labor: 12 "Domestic workers are (...) not seen as qualified employees in a gainful employment relationship; rather, they are ascribed personal abilities that are attributed to gender and origin. (...) Ethnicization implies a devaluation of the "foreign" over the "own" and solidifies hierarchies and power relations." 13

6. BLONDE FROM EASTERN EUROPE NATURAL HORNY AND UNINHIBITED

Sex work, racism and survival tactics

90 percent of sex workers in Austria are migrants. A confrontation with the stigmatizations of sex work can therefore only take place together with a confrontation with the illegalization and criminalization of migration. And this, as formulated by MAIZ, the autonomous integration center of and for migrant women in Linz, can only take place in connection with a discussion of the "right to migration" 14 against the backdrop of worldwide inequality in the distribution of wealth, a globalized economy, post- and neocolonial relations of exploitation, and the illegalization of large parts of migration. Migrants in sex work are subject to numerous forms of criminalization, discrimination, stigmatization, and exploitation. The lack of a legal basis for labor migration and the simultaneous demand for labor in sex work are an expression of a fundamental contradiction between official policy and day-to-day practice. In Austria, sex work is still "immoral" but tolerated. "It is precisely the semi-legal nature of this work, combined with the lack of any legal standards, that creates exploitative working conditions." 15 "Sex workers may very well have duties, but virtually no (labor) rights. Instead of acceptance and recognition, they experience stigmatization, criminalization and marginalization by society and the state. (...) The living and working conditions, as well as the legal situation of migrants in sex work, which is partly responsible for this, are unacceptable." 16 In these unacceptable conditions migrant sex workers find themselves before and in. And they find a way to exist in it, developing their own tactics of action.
The offers in the ads refer to demand, which is full of exoticisms. The relations of exploitation amalgamate with the desire for the "exotic" and "foreign". Thus, the racist ascription of foreignness often becomes a resource in a structurally disenfranchised situation. The difference of being "Polish" or "Asian" proves to be an additional offer and thus - despite all restrictions - also offers a small chance to nibble at the wealth of the West. Against this background, an examination of structural conditions comes to the fore: it is about demands for rights both as migrant workers and as sex workers. It is about the elimination of racist conditions that force people to accept everything and to develop resources for survival from it. In this respect, these resources, which identify those who use them as acting individuals within a racist and sexist system, also deserve recognition.

7. DRAGICA

Tactics of survival

Those who can be dismissed at any time without special reasons or are not employed at all and still have to earn a living can no longer resort to the classic forms of industrial action, in which the preservation of rights guaranteed by law, e.g. fixed-term, but also permanent employment contracts, play a role. "To be in a situation of constant insecurity means not being able to positively shape either the present or the future." 17 The fought-for right to social security and to industrial action and organization is increasingly being eroded. Accordingly, we are currently witnessing a consistent expansion of another sphere: the simultaneity of flexibilization coercion, exploitation, disenfranchisement and control is contrasted with a permanent, list-rich, silent and almost invisible production of tactics and ways of dealing with the imposed order. These are largely individual everyday tactics, far from being an organized force. And yet they can make no small amount of progress in subverting this new kind of coercive system. These are tactics of survival that initially have immediate everyday value for the users, but taken as a whole can also bring about something like a redefinition and displacement of disenfranchisement and discrimination. The history of labor migration is not only a history of norming. It is at least as much a history of setting oneself up on the "outside" in order to shape the place there quite differently than it was actually assigned. In the interstices of exploitation and regulation, tactics of resistance develop: forces that exploit or counteract real capitalist demand while simultaneously criminalizing it, reinterpreting or inverting it.... Precarious subjects are not poor victims. Within social structures they develop self-activity and (over-)life strategies. Or as Mario Candeias describes it: "Precarity is not a fate, but rather precarization is a process in which subjects actively act, which they help to shape, always. Even 'settling in' is already a form of active subjectivation and is already evident in the most diverse strategies for dealing with growing insecurity and lack of money." 18
Within these tactics, the contradictions of the oppressive system play an essential role. As described above, migrant domestic workers find themselves caught up in numerous logics of binary classifications that are as contradictory as they are jointly effective: Rich world versus poor world, nationals versus foreigners, men versus women, public versus private. In these and in the structures of violence they find their way and defend themselves. 19 Precarious jobs in the current migration regime are also loopholes that are exploited. Under the criminalizing conditions of Western immigration policies, private households as workplaces offer partial protection from state persecution and control. On the other hand, it is precisely this invisibility that facilitates exploitation, racial discrimination, and violence. In the last decade, a new pattern of migration movements has become established in Europe: Pendulum and circular migration: the tactics of this group differ from those of other migrants insofar as they further emphasize the old patterns of policentric fixations (living here and there and maybe somewhere): Bettina Haidinger also describes this multiple belonging as a protection against the logics of devaluation: "Migrants have one foot in the familiar social environment and can escape the discriminations and declassifications in the immigration context that are justified by immigration legislation and everyday racism." 20 "The emphasis on the "transitional stage" serves as a protection against possible devaluations and ensures that goal ideas and perspectives for the future are not lost sight of, but it is also an obstacle to collective self-organization." 21

8. EVERYTHING POSSIBLE

What's not in the ads: Forms of action and organization.

The forms of survival in the interstices of impossibility are by no means only individual. Diasporic networks have been forming for a long time and provide a basis for the everyday tactics of migrant workers between the struggle for survival, exploitation and criminalization. Thus, the forms of life in the transition between legality and illegalization are formed in the context of migrant community building. Here, border crossings are organized, possibly forged papers are negotiated, accommodation takes place, temporary housing and access to jobs are organized. If there is no immediate affiliation to a society that can offer protection, then family, origin and group affiliations provide it. Since integration is forbidden by law in Austria,22 it should also not be surprising if most migrants attach important significance to these, so to speak, pre-industrial protective mechanisms. In her study on migrant women in paid domestic work, Bettina Haidinger also vividly describes how empowerment and self-organization of domestic workers takes place through the formation of "girlfriend networks": "Many domestic workers make use of the support and mediation of a girlfriend network. Most domestic workers try to refer jobs to other women, using different strategies. "23 And so, contrary to common victim stylizations, she concludes, "Migrant domestic workers are courageous, pragmatic, smart women with utopias who, within a context of inequality and structural discrimination, are able to develop new strategies in the struggle for survival for themselves and their families." 24

Political action under conditions of its impossibility is a reality faced not only by the precariat. The history of labor migration is largely characterized by this, since Austrian legislation allowed associations of migrants to form only if they pursued not political but merely sporting and cultural purposes. And yet, in August 1993, for example, Yugoslav and Turkish associations organized a demonstration against the Residence Act. And already in the 1960s, workplaces represented a place for the articulation of migrant protest. In 1965, Yugoslav workers went on strike at the Iso-Span plant in Obertrum and in 1966 at a construction company in Admont.

In both cases, the demand was for a wage increase. The suppression of the strikes meant expulsion for numerous strikers. "Foreign workers" who "attracted unpleasant attention" were summarily deported at that time. The decision as to who attracted unpleasant attention was made by the so-called alien police. It should be noted that isolating migrants from the majority Austrian workforce was often part of the social partners' tactics. "Parallel to these social struggles within the workplaces, organizational structures developed in the migrant groups. The establishment of associations represented an attempt to escape the social exclusion instruments. Since the mid-1990s, other forms of political activity have developed alongside the identity politics cultivated in the old associations. These new groups include the Chamber of Labor group BDFA (Bunte Demokratie für alle), Die Bunten, ANAR (Austrian Network Against Racism) and the autonomous migrant center MAIZ. While the old associations pursue a more defensive form of politics, the young, participation-oriented organizations try to make the demand for equal rights confrontational." 25

9. MIGHTY PRECARIOUS!

Possibilities of a labor struggle under the conditions of its impossibility

If all become entrepreneurs of themselves, then the class struggle runs, as it were, through the individuals themselves. And what would it mean to strike oneself? While the illegalized are subject to an alien police regime and have to reckon with constant controls up to the open use of violence, the long-term unemployed, because they are citizens, are subjected to other, more subtle techniques of control. Since these groups are not integrated into any neuralgic spheres of social life (work, education, culture, administration, justice, media, etc.), the possibilities of developing a potential for struggle as a group seem massively limited. And yet, for some time now, a political formation has been taking place that goes hand in hand with the development of new forms of struggle and activism. The concept of the "precariat" has developed precisely as a political concept, which finds expression, among other things, in annual "May Day parades." On May 1, 2001, the first May Day Parade in Milan emerged from a network of Italian, French and Catalan activists. The central point is the formation of a political expression for the different forms of precarious work and life that cannot (or can no longer) be organized by the classical institutions of the workers' movement and the left. New forms of organization are being developed and tested. Thus, the Mayday network "is not concerned with representation and/or uniformity, but with making visible the diversity of desires, ways of life and forms of struggle. The focus is on self-organization and networking." 26 And the MayDay movement seems to be trying very hard to overcome the central weakness of other alter-globalist movements, namely that the call for work and its ideological transformation "into the first duty of citizenship" consistently excludes non-citizens. Since 2001, the May Day movement has multiplied and expanded to numerous other cities in Europe. Since 2005, May-Day parades have also taken place in Vienna. What is happening is a broad networking to address different forms of precarity, from sex work to unemployment, from precarious artists to migrant harvest workers.

Thus, with the precarization of the middle class and increasing unemployment, with the development of new forms of activisms and movements, new lines of solidarization and networking between migrants and activists from the majority society are also emerging. Under the title of "precariat," an attempt is being made to link anti-racist struggles with struggles against exploitation and social exclusion, to question national de-solidarizations and to draw new lines of struggle.
In a working paper, the Europe-wide Frassanito Network, which has existed since 2003, even formulates an essential "political centrality" of migrant work in this context. It locates - in view of the general "migrantization" of labor relations in our societies - precisely in the position of migrants a political possibility to fight exploitation. This then sounds as follows:

"Precisely because migrants today experience the aforementioned forms of devaluation and precarization in all aspects of life, precisely because in mobility lies a response to constructed borders and ascribed identities, their conditions show what characterizes current social dynamics as a whole. In their subjective situation, the general conditions of existence of social labor today find a particular expression. In this sense, we speak of "migrant labor": here we see a tendency for work to be increasingly determined by mobility and multiformity, by profound changes that already encompass - albeit to varying degrees - all workers. It is precisely because of this possible expansion that we speak of a "political centrality of migrant labor." In the position of migrants lies the social anticipation as well as the political possibility to fight against the mentioned developmental tendencies of exploitation, which are to be extended to the whole society and to the whole life of individuals. At the same time, it is also true for "migrant labor", as it already is for precarious labor, that this expression does not reflect a homogeneous subject. Rather, a process of development of subjectivity must pass through and beyond migrant labor, which likewise can only be set in motion in communication with other struggles and demands of living labor." 27Between these heroic notions of an international rhetoric of mobilization and the normality of the struggle for survival that speaks from the advertisements collected by Hannah Stippl, the purpose of this text was to attempt to reach questions about a possibility of politics today through the analysis of "precarity" and migrant everyday realities. Such an analysis cannot lose sight of the existing normality. And this is precisely neither heroic and broadly organized, nor powerless and speechless. Within the existing indisputable conditions of disenfranchisement and criminalization, of exploitation and racism, the precarious workers pave their way. They are constantly operating with antinomies, they are joining and resisting, developing strategies of (surviving) life and forming more or less informal networks. They question the existing conditions, but they also serve them. Only this much can be said: They are many and are becoming more and more.


1 Pierre Bourdieu, Prekariat ist überall, in: Pierre Bourdieu (ed.), Gegenfeuer. Constance 1998, p. 97

2 Precarious, precarisation, precariat? Working paper of the Frassanito Network, http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/realpolitik/prekaer/frassanito.html

3 ibid. 

4 This is not so noticeable in Austria at the moment because the neo-colonial strategy of economic subjugation of the East transfers a lot of capital from these countries towards Austria. Despite this wealth flowing towards Austria, temporary employment is spreading. 

5 KRISIS Group, Manifesto against Labour. Vienna 2004, pp.10-11

6 Robert Castel, The Metamorphoses of the Social Question. A Chronicle of Wage Labour. Constance 2000, p. 337 

7 Cf. Eric Hobsbawm, The Age of Extremes. World History of the 20th Century. Munich 1998, p. 324

8 Cf. Chantal Magnin, Precarious Integration. The consequences of insecure employment, Institute for Advanced Studies (IHS) Vienna 2005, p. 14.

9 In the processes of individualisation and de-collectivisation that are currently taking place, there are - and this should by no means be concealed - also winners. In general, these are those who have a good education and some form of social security, be it material wealth or cultural capital or social relations.

10 Mario Candeias, Contradictions of Precarity and Agency

11 Ariane Sadjed: Frauenfrage in Zeiten der Existenzsicherung. In: Der Standard, 01/12.003.2006, p. 38

12 Bettina Haidinger: "I clean dirt, but I am not dirt!" Migrant women in paid domestic work. A qualitative study among employers and employees. In: Katja Hartl and Margarete Kreimer: Am Rande des Arbeitsmarktes. Household-related services. Materialien zur Wirtschaft und Gesellschaft, Vienna, November 2004, p69. This study would be carried out in cooperation with MAIZ, autonomous integration centre of and for migrant women in Linz.

13 ibid. p. 73

14 Cf. http://www.maiz.at

15 Migration and sex work, statement by HYDRA, http://www.rechtauflegalisierung.de/text/hydra.html

16 Sex work and legislation in Austria http://no-racism.net/article/961

17 Robert Castel, Strengthening the Social. Living in a new welfare state. Hamburg, 2005, p. 39

18 Mario Candeias, Contradictions of precarisation and agency.

19 Cf. Bettina Haidinger, "I clean dirt, but I am not dirt!" Migrant women in paid domestic work. A qualitative study among employers and employees. In: Katja Hartl and Margarete Kreimer: Am Rande des Arbeitsmarktes. Household-related services. Materials on Economy and Society, Vienna 2004, p. 76.

20 ibid. p. 66

21 ibid. p. 75

22 The entire so-called "aliens legislation" consists of nothing but prohibitions and regulations. It is an apparthaidsrecht, which only serves to secure the "primacy" of the nationals. 

23 Cf. Bettina Haidinger, "I clean dirt, but I am not dirt!" Migrant women in paid domestic work. A qualitative study among employers and employees. In: Katja Hartl and Margarete Kreimer: Am Rande des Arbeitsmarktes. Household-related services. Materials on the Economy and Society, Vienna 2004, p. 76.

24 Ibid.

25 Cf. Arif Akkilic, Ljubomir Bratic, Demotreffpunkt 1993, Demonstrationen gegen das Aufenthaltsgesetz Selbstorganisation und Widerstand, text in the exhibition "gastarbajteri. 40 Jahre Arbeitsmigration", Vienna Museum Karlsplatz 2004 http://gastarbajteri.at/im/107105950479/107459990277/107157354224

26 MayDay, MayDay, History & Best Practice, http://euromayday.at/texte

27 Precarious, precarisation, precariat? Arbeispapier of the Frassanito Network, http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/realpolitik/prekaer/frassanito.html