Serie “Position Desired”, 2005, Öl, Acryl & Collage auf Leinwand, 220 x 180cm
scroll down for English text
Dana Charkasi: Position Desired
Muster und deren Einzelteile interessierten Hannah Stippl schon während ihrer Studienzeit an der Universität für Angewandte Kunst, wo sie zunächst begann, sich mit streifenförmigen, farblich aufeinander abgestimmten Hypermustern und ihren Kombinationsmöglichkeiten auseinander zu setzen. Die Faszination des Musters macht für Hannah Stippl nicht nur die konstruktive Perspektive aus, sondern auch die schier unendlichen Interpretationsmöglich-keiten, die sich dem Betrachter anbieten. Wo der eine in dem Streifenmuster einen Lattenzaun sieht, löst dieses bei anderen Assoziationen an ein gestreiftes Geschirrtuch aus. Eine Interpretation, meint Hannah Stippl, werde in jedem Fall angestrengt, denn „nichts erkennen zu können“ bedeute für den Betrachter eine Irritierung. Seit 1998 verwendet Hannah Stippl Walzenrollen wie sie zum Aufrollen von Mustern an Wände bis in die 70er Jahre und teilweise noch heute, verwendet wurden, beziehungsweise heute noch verwendet werden, und meist als Ersatz für die teureren Tapeten zum Einsatz kamen/kommen. Mit den Musterwalzen führt Hannah Stippl so konsequent Idee des Musters in ihren Arbeiten fort.
Urban Camouflage
Seit letztem Jahr beschäftigt sich Hannah Stippl mit dem für Europäer erst wieder seit dem Jugoslawienkrieg häufiger reflektiertem Muster der militärischen Camouflage, das über die Kriegsberichterstattung in den unterschiedlichen Medien in unsere Wohnzimmer Einzug gehalten hat. Für die ornamentalen und floralen Walzenmuster verwendete sie nun die typischen Camouflagefarben grün, grau und braun, was in totalem Gegensatz zur eigentlichen Funktion der Wandmuster, nämlich Heimeligkeit und Geborgenheit zu vermitteln, steht.
Zusätzlich zu diesen neuen Farbkombinationen begann Hannah Stippl zum ersten Mal, gegen ihre frühere Überzeugung, Textausschnitte in ihre Arbeiten zu integrieren. Grund dafür war einerseits die Komplexität des Themas ‚Potential des Krieges’ und die Schwierigkeit, dies allein durch die Mittel der Malerei umzusetzen. Andererseits galt es, dem Betrachter wenig bekannte Inhalte und deren Auswirkungen vor Augen zu führen. Mit diesen Textpassagen bereichert Hannah Stippl ihre Arbeiten um eine zusätzliche Bedeutungsebene: Text wird zum künstlerischen Medium, das innerhalb der malerischen Arbeit zum Assoziationsauslöser für das von der Künstlerin angedachte Gedankenkonvolut wird, beziehungsweise dieses durch das Stilmittel der Ironie verstärkt.
In ‚urban camouflage_04’ sind die Texte markante Passagen aus einem US-Militärbericht, nachdem sich bis 2005 rund 75 Prozent aller Kriegshandlungen in städtischem Gebiet abspielen werden. Eine neue Erfindung des Militärs hat schon auf diese Vorhersage reagiert: Ein Computerprogramm ermöglicht es in kürzester Zeit die jeweiligen geographischen Spezifika wie Fassadengestaltung und Farben einer bestimmten Stadt zu sammeln, auszuwerten und daraus das perfekte Tarnmuster für diese spezielle Gegend zu errechnen. Wendig wie das Militär sein muss, kann dieses errechnete Muster auch in Windeseile auf Stoff für Tarnanzüge gedruckt werden.
Wider die Normalität
In ihrer neuesten Werkreihe ‚position desired_05’ symbolisieren die von Hannah Stippl gewalzten Muster in Camouflagefarben sich in der Geschichte wiederholende soziale, politische und wirtschaftliche Muster sowie deren gegenseitige Verflechtung. Solche sich ähnelnden, immer wiederkehrenden Muster laufen Gefahr, als „Normalität“ angenommen zu werden. Genau diese scheinbar ewig geltenden Muster gilt es für Hannah Stippl zu hinterfragen. So erscheinen die Textpassagen, welche die Künstlerin in diesen neuen Arbeiten mithilfe von Klebebuchstaben über die Malerei appliziert, nicht mehr - wie im Zyklus ‚urban camouflage_04’ – in versteckter Form, sondern treten dominant in den Mittelpunkt, um diese schleichende „Normalisierungsgefahr“ aufzuzeigen. Zusätzlich zu den Textpassagen verwendet Hannah Stippl diesmal aus Papier ausgestanzte und bemalte Blumenblüten, um das Stilmittel der Ironie, das schon durch die Spannung der floralen, ornamentalen Muster in Camouflagefarben einerseits und dem Textinhalt andererseits entsteht, verstärkt.
Ausgangspunkt dieses neuen Werkblocks sind auf Websites von privaten Sicherheitsfirmen platzierte Stellengesuche von Arbeitslosen, die sich für hoch riskante Sicherheitsjobs im Irak bewerben. Die teils unheimlich anmutenden Stellengesuche werden durch die Umrahmung der ausgestanzten Blumen in eine vorgetäuschte Form von Fröhlichkeit und Normalität gehoben und wirken somit noch bedrohlicher. Für die Recherche surfte Hannah Stippl vor allem durchs Internet und sammelte so eine ganze Anzahl von Stellengesuchen von Menschen, die sich bereit zeigen, riskante Jobs im Krisengebiet Irak anzunehmen.
Das sind nur einige der von Hannah Stippl verwendeten Annoncen, mit der sie auf das alte bekannte Muster der Verknüpfung von wirtschaftlicher Misere und Arbeitslosigkeit einerseits und der Bereitschaft von Arbeitssuchenden, für Geld (fast) alles zu tun, hinweisen möchte. Diese Jobannoncen erinnern an Fotos aus den 1920er und 1930er Jahren, auf denen man Arbeitslose mit Schildern wie „Ich mache alles“ auf der Straße stehen sieht. Auch die brutale Sprache, mit der die Arbeitssuchenden prahlend ihre Tauglichkeit für risikoreiche Jobs anpreisen irritiert. Hierbei spielt das Selbstverständnis vieler US Bürger, deren einzige Chance auf Bildung oftmals über das heroisierte Militär läuft, eine starke Rolle. Das US-Rekrutierungssystem richtet sein Hauptaugenmerk auf Rekruten aus den unteren Einkommensschichten, die mit Angeboten für eine kostenlose höhere Bildung in die Armee gelockt werden. Aufgrund der hohen Gebühren für einen zivilen Hochschulabschluss gilt einkommensschwachen Gruppen, vor allem Angehörigen ethnischer Minderheiten, eine Militärkarriere oft als einzige Perspektive für eine höhere Ausbildung und einen sicheren Job.
Tarnungen des Krieges
Der Krieg im Irak bietet der Künstlerin reichen Stoff für ihr Gedankengerüst um die Begriffe „Tarnung“ und „Krieg“. Viel verschleiert wird in der Berichterstattung um den Irakkrieg, zum Beispiel bei der Darstellung, beziehungsweise Nicht-Darstellung des Todes in den US-Medien: Um den steigenden Unmut unter den US Bürgern über das Engagement ihrer Regierung im Irak nicht zu steigern, werden Aufnahmen von in Särgen aus dem Irak heimkehrenden Soldaten und Aufnahmen von irakischen zivilen Opfern in den Medien möglichst ausgespart und unter dem Deckmantel der „Pietät“ den Opfern und ihren Familien gegenüber, getarnt.
Ein anderes wichtiges Faktum des Irakkriegs entzieht sich der Kenntnis einer breiten Öffentlichkeit, nämlich dass sich ein nicht unbeträchtlicher Teil der ausländischen Kämpfer im Irak aus privaten Sicherheitsfirmen rekrutiert und aufgrund ihrer Nicht-Zugehörigkeit zu einer offiziellen Armee als ausländische „Zivilisten“ im Irak gelten, beziehungsweise als solche angegeben werden. Rund 10.000 dieses ausländischen Sicherheitspersonals, oft handelt es sich dabei um ehemaliges Militärpersonal, sollen sich im Irak aufhalten und in den verschiedenen Sparten, zumeist als private Sicherheitsleute, die Gebäude und Personen schützen sollen, aber auch in Kampfhandlungen zum Einsatz kommen, aufhalten. Der massive Einsatz privater Sicherheitsagenturen im Irak hat durchaus System: Laut einem Bericht in der New York Times letztes Jahr, fließen von den rund 18 Millarden US Dollar, die von der US-Regierung zum Wiederaufbau pro Jahr in den Irak transferiert werden, gut 4,5 Millarden Dollar privaten Sicherheitsdiensten zu.. Nach dem offiziellen Ende der Hauptkampfhandlungen im Irak werden diese privaten Sicherheitsdienste noch mehr gebraucht. Private Firmen haben einen Teil der Ausbildung der neuen irakischen Armee und der Polizeikräfte übernommen.
Wider die Rechtsnormen
Dabei bereitet Hannah Stippl vor allem der schleichende Übergang zwischen zivilen und staatlichen Sicherheitsstrukturen Sorgen. Schneller und flexibler als eine herkömmliche Armee, bieten Angestellte von privaten Sicherheitsdiensten einen weiteren großen Vorteil: losgelöst von jeglichem militärischem Kodex, können private Firmen für die US-Armee „Schmutzarbeit“ erledigen, die folglich niemandem angelastet werden kann. Imageschädigende Ereignisse wie der bekannte Folterskandal im Abu Ghraib Gefängnis, können auf diese Weise vermieden werden.
Ähnlich verschleiernd gehen die USA laut einem Bericht in der als seriös geltenden, liberalen israelischen Tageszeitung ‚Ha'aretz’ vom 13. Oktober 2004 vor, wonach die USA im Irak aufgegriffene verdächtige Personen in umliegende, ihnen wohlgesonnene arabische Länder verfrachtet, um sie dort „verhören“ zu lassen – ähnlich dem „Vorbild“ von Guantanamo Bay auf Kuba, wo das eigene US-amerikanische, den Foltereinsatz verbietende Rechtssystem, umgangen wird. Das gezielte „outsourcing“ von Folter in Länder wie zum Beispiel Jordanien, welches von den USA als das Vorzeigemodell der Demokratisierung in der arabischen Welt hingestellt wird, muss als besonders pikantes Detail dieser Verschleierungsgeschichte gelten.
Tendenzen von „outsourcing“ staatlicher Sicherheitsfunktionen gibt es übrigens auch in Österreich. So wechselte der ehemalige langjährige Leiter der österreichischen Elite-Anti-Terrorbekämpfungseinheit COBRA, Wolfgang Bachler, in die Privatwirtschaft, um seine eigene Sicherheitsberatungsfirma zu gründen. Dass Privatisierungsmaßnahmen im Aufgabenbereich der öffentlichen Sicherheit von höchsten Stellen angedacht und befürwortet werden, zeigt die offizielle Internetseite des Bundesministeriums für Inneres, www.bmi.gv.at/oeffentlsicherheit/. Sie enthält einige Artikel, die das Thema „Mehr Privat – Weniger Staat“ in der öffentlichen Sicherheit thematisieren und somit den Weg für die „Normalisierung“ dieses Gedankenguts ebnen.
Dana Charkasi: Position Desired
Patterns and their individual parts interested Hannah Stippl already during her studies at the University of Applied Arts, where she first began to deal with striped, color-coordinated hyper patterns and their possible combinations. For Hannah Stippl, the fascination of the pattern lies not only in its constructive perspective, but also in the sheer infinite possibilities of interpretation offered to the viewer. Where one person sees a picket fence in the striped pattern, for others it triggers associations with a striped tea towel. An interpretation, says Hannah Stippl, is strained in any case, because "not being able to recognize anything" means irritation for the viewer. Since 1998 Hannah Stippl has been using roller rolls as they were used to roll patterns on walls until the 1970s and partly still today, respectively are still used today, and were/are mostly used as a substitute for the more expensive wallpapers. With the pattern rollers Hannah Stippl continues so consistently idea of the pattern in her works.
Urban Camouflage
Since last year Hannah Stippl has been dealing with the pattern of military camouflage, which for Europeans has only been reflected more frequently since the war in Yugoslavia, and which has found its way into our living rooms via war reporting in the various media. For the ornamental and floral roller patterns, she now used the typical camouflage colors of green, gray and brown, which is in total contrast to the actual function of the wall patterns, namely to convey homeliness and security.
In addition to these new color combinations, Hannah Stippl began for the first time, against her earlier conviction, to integrate text excerpts into her works. The reason for this was, on the one hand, the complexity of the theme 'Potential of War' and the difficulty of realizing this through the means of painting alone. On the other hand, it was important to make the viewer aware of little-known contents and their effects. With these text passages, Hannah Stippl enriches her works with an additional level of meaning: text becomes an artistic medium, which within the painterly work becomes an association trigger for the conglomeration of thoughts envisioned by the artist, or rather reinforces this through the stylistic device of irony.
In 'urban camouflage_04' the texts are striking passages from a U.S. military report, according to which by 2005 about 75 percent of all acts of war will take place in urban areas. A new military invention has already responded to this prediction: A computer program makes it possible to quickly collect and evaluate the particular geographic specifics, such as facade design and colors, of a given city and use them to calculate the perfect camouflage pattern for that specific area. Nimble as the military must be, this calculated pattern can also be printed on fabric for camouflage suits in no time at all.
Against normality
In her latest series of works, 'position desired_05', Hannah Stippl's rolled patterns in camouflage colors symbolize social, political and economic patterns repeated throughout history, as well as their interconnectedness. Such similar, recurring patterns run the risk of being assumed as 'normality'. For Hannah Stippl, it is precisely these seemingly eternally valid patterns that need to be questioned. Thus the text passages, which the artist applies over the painting with the help of adhesive letters in these new works, no longer appear - as in the cycle 'urban camouflage_04' - in a hidden form, but rather step dominantly into the center in order to point out this creeping "danger of normalization." In addition to the text passages, Hannah Stippl this time uses flower blossoms punched out of paper and painted to reinforce the stylistic device of irony, which is already created by the tension of the floral, ornamental patterns in camouflage colors on the one hand and the text content on the other.
The starting point of this new block of works are job applications placed on websites of private security companies by unemployed people applying for high-risk security jobs in Iraq. The job applications, some of which seem sinister, are lifted into a feigned form of cheerfulness and normality by the framing of the punched-out flowers and thus appear even more threatening. For the research, Hannah Stippl mainly surfed through the Internet and thus collected quite a number of job applications from people willing to take risky jobs in the crisis area of Iraq.
These are just a few of the ads used by Hannah Stippl to point out the old familiar pattern of linking economic misery and unemployment on the one hand, and the willingness of job seekers to do (almost) anything for money on the other. These job ads are reminiscent of photos from the 1920s and 1930s in which unemployed people can be seen standing in the street with signs like "I'll do anything." The brutal language used by the job seekers to boast about their suitability for high-risk jobs is also irritating. Here, the self-image of many U.S. citizens, whose only chance for education often runs through the heroized military, plays a strong role. The U.S. recruiting system focuses its attention on lower-income recruits, who are lured into the military with offers of free higher education. Because of the high fees for a civilian college degree, low-income groups, especially members of ethnic minorities, often view a military career as the only prospect for higher education and job security.
Camouflages of war
The war in Iraq provides the artist with rich material for her framework of thoughts around the concepts of "camouflage" and "war." There is a lot of camouflage in the reporting about the war in Iraq, for example in the portrayal or non-portrayal of death in the US media: In order not to increase the growing discontent among US citizens about the involvement of their government in Iraq, shots of soldiers returning from Iraq in coffins and shots of Iraqi civilian victims are left out of the media as much as possible and camouflaged under the guise of "reverence" towards the victims and their families.
Another important fact of the Iraq war escapes the knowledge of a broad public, namely that a not inconsiderable part of the foreign fighters in Iraq are recruited from private security companies and, because they do not belong to an official army, are considered foreign "civilians" in Iraq, or are indicated as such. Approximately 10,000 of these foreign security personnel, often former military personnel, are reported to be in Iraq and are in the various branches, mostly as private security guards, who are supposed to protect buildings and people but are also used in combat operations. The massive use of private security agencies in Iraq is systematic: According to a report in the New York Times last year, of the approximately $18 billion that the U.S. government transfers to Iraq each year for reconstruction, a good $4.5 billion goes to private security agencies. After the main combat operations in Iraq officially end, these private security services will be needed even more. Private firms have taken over some of the training of the new Iraqi army and police forces.
Against the legal norms
Hannah Stippl is particularly concerned about the creeping transition between civilian and state security structures. Faster and more flexible than a conventional army, employees of private security services offer another major advantage: detached from any military code, private companies can do "dirty work" for the U.S. Army, which consequently cannot be blamed on anyone. Image-damaging events such as the well-known torture scandal at Abu Ghraib prison can be avoided in this way.
According to a report in the liberal Israeli daily newspaper 'Ha'aretz' of October 13, 2004, which is considered to be serious, the U.S. is proceeding in a similarly disguising manner, according to which the U.S. transports suspects picked up in Iraq to surrounding Arab countries sympathetic to the U.S. in order to have them "interrogated" there - similar to the "model" of Guantanamo Bay in Cuba, where the U.S.'s own legal system, which prohibits the use of torture, is circumvented. The targeted "outsourcing" of torture to countries such as Jordan, which is presented by the U.S. as the showcase model of democratization in the Arab world, must be considered a particularly piquant detail of this cover-up story.
By the way, there are also tendencies to "outsource" state security functions in Austria. For example, the former longtime head of Austria's elite anti-terrorism unit COBRA, Wolfgang Bachler, moved to the private sector to start his own security consulting firm. The fact that privatization measures in the area of public security tasks are being considered and advocated by the highest authorities is shown by the official website of the Federal Ministry of the Interior, www.bmi.gv.at/oeffentlsicherheit/. It contains several articles that address the issue of "more private - less state" in public security, thus paving the way for the "normalization" of this line of thought.
Hartwig Knack: ... no fear!
Seit einigen Jahren verwendet die Wiener Künstlerin Hannah Stippl Musterwalzen aus Gummi als strukturellen Ausgangspunkt für ihre Malerei. In früherer Zeit wurden mit solchen Walzen florale und ornamentale Muster auf Wände von Stiegenhäusern, Küchen oder Salons aufgetragen. Hannah Stippl nutzt diesen ehemals gutbürgerlichen, aus heutiger Sicht vielfach die heile Welt assoziierenden Wanddekor zur engagierten künstlerischen Stellungnahme.
Die innerhalb von etwa zweieinhalb Monaten (Anfang November 2004 bis Mitte Januar 2005) entstandene Serie 'position desired_05' (Anstellung gesucht, gewünschte Position) beschäftigt sich mit Stellengesuchen für Jobs in Bereichen der Security- Branche und Privatarmeen, wo hoher Verdienst mit hohem Risiko verknüpft ist. Die entstandenen zehn großformatigen Leinwände sind von Hannah Stippl speziell für ihre Einzelausstellung „ … no fear!“ in der Factory der Kunsthalle Krems angefertigt worden.
Kombiniert mit Textzitaten aus im Internet vorgefundenen Annoncen spricht die Künstlerin in dieser Arbeit ganz konkret aktuelle politische Themen an, lenkt den Blick auf den fragilen Zustand unserer Gesellschaft und scheut sich nicht, damit an unausgesprochenen Tabus und Verboten zu rütteln. In den von Hannah Stippl ausgewählten Stellenanzeigen bieten sich Arbeitsuchende als Security-Guards und Söldner für Funktionen in Kriegs- und Krisengebieten an. Zu den im Vordergrund stehenden Fähigkeiten, die den größtenteils Erwerbslosen im Wettbewerb um Arbeitsstellen als Güte- und Qualitätskriterien gereichen, zählen Kriegserfahrung, Kenntnisse im Umgang mit verschiedenen Waffengattungen, Tötungsbereitschaft, Skrupellosigkeit und Brutalität. So liefert mit dieser Bilderserie einen erschütternden Einblick in das Spektrum des Wahnsinns gegenwärtiger „moderner“ Kriegsführung. Ihre Bilder lassen hinter die Dinge sehen, legen einmal mehr offen, dass Gewalt und Grausamkeit in unserer Zeit längst eine globale Dimension erreicht haben, zum Alltag gehören und als Teile unserer Zivilgesellschaft gelten müssen. Bruchstücke aus den erwähnten Anzeigentexten (hier in der deutschen Übersetzung) lassen bereits das Ausmaß dieses Themas spürbar werden; eine ihrer Arbeiten zuweilen ungerechtfertigt nachgesagte Idylle ist brüchiger denn je:
• „Bereit auszurücken und zu feuern.“ (Chris Watson, Texas)
• „Gehe überall hin … mache alles!“ (Carry MacNeill, Kanada)
• „Ich bin bereit (im Irak) zu arbeiten, je mehr Risiko, desto besser.“ (Angela Boyd, Ohio)
• „Führe Befragungen von feindlichen Kriegsgefangenen durch. Kann mit unterschiedlichsten Waffen umgehen.“ (Roy Repasky, Texas)
• „Möchte jetzt töten. Gott schütze unseren Präsidenten!“ (Daviechan, Washington, DC)
Collage, Ornament und Realität
Stippls neue Arbeiten ziehen die Betrachter hinein in ein flimmerndes Flechtwerk aus Vegetation, Schrift und Ornamentik. Auch wenn die vegetabilen Muster alles, was sie erfassen in ein visuelles Vergnügen verwandeln, geht es in ihren Bildern grundsätzlich um mehr als nur um ein Spiel mit Farben, Text und Formen. Meist in typischen militärischen Tarnfarben gehalten, schwingen in den sorgfältig ausgeführten und detailliert arrangierten Strukturen und Blütencollagen immer auch Begriffe wie Täuschung, Vertuschung, Beschönigung oder Schönfärberei mit.
Kombiniert mit den applizierten Texten bekommen Muster und Ornamente unvermittelt einen konkreten allegorischen oder symbolischen Gehalt. Stippl versucht hier das Prinzip der Collage nicht primär als technisches Verfahren zu begreifen. Hingegen verfolgt sie auf diese Art und Weise die Absicht, Wirklichkeiten ein Stück näher zu kommen. Als „Kritischer Realist“ stellt sie Zusammenhänge her, interpretiert einzelne Phänomene als Details umfangreicher Prozesse und appelliert an das Urteilsvermögen der Betrachter. Ihre Bilder sind dialogische Bilder. Sie stellen Bedeutungszusammenhänge her, werfen Fragen auf, um zur Beantwortung beitragen zu können, stellen Dinge zur Diskussion, um Klarheit darüber zu erzielen. Die Absolventin der Wiener Hochschule für Angewandte Kunst berichtet von Realitäten, die uns alle mehr oder weniger betreffen oder betroffen machen, bezieht Stellung zu den Ereignissen, auf die sie sich beruft, indem sie die Belege (die Stellenannoncen), die sie zum Nachweis der Authentizität verwendet, offen legt. Betrachter ihrer Arbeiten sind aufgefordert, jederzeit in die Diskussion einzusteigen. Durch den Kunstgriff der Verquickung von ornamentalen Mustern und Textpassagen gelingt die Befreiung des Ornaments von seiner nur schmückenden Funktion. Dieses Zusammenspiel gewährleistet letztendlich den Realitätscharakter der zuvorderst abstrakt-ornamental anmutenden Bilder. Die Muster vermögen plötzlich in ihrer Abstraktion eine facettenreiche Inhaltlichkeit zu transportieren, übernehmen die Funktion eines Sinnträgers moralischer, sozialer und politischer Vorstellungen.
Im Rahmen dieses Spannungsfeldes verzichtet die Künstlerin in ihrer Aussage aber bewusst auf politische Embleme oder andere allgemein bekannte Symbole der Alltagswelt, um ihr Anliegen auf den Punkt zu bringen. In der Tradition der Antikriegskunst stehend, agiert sie vergleichsweise ausgesprochen subtil. Tatsächlich Erlebtes oder Visionen vom Inferno eines Krieges wie etwa im Werk eines Otto Dix, George Grosz, Pablo Picasso, Leon Golub oder Duane Hanson, sind nicht zu finden. lässt in ihrer Arbeit zwar mögliche Kriegshandlungen und Gräueltaten erahnen, nennt sie jedoch weder beim Namen noch zeigt sie sie explizit. Sie setzt hingegen auf die enorme subversive Kraft ihrer Bilder, die darin begründet liegt, dass sie oberflächlich vorgeben harmlos zu sein, um sich zu gegebener Zeit in einem Überraschungseffekt und mit aller Kraft lautstark Gehör zu verschaffen.
... no fear!
Hartwig Knack, 2005
For some years Vienna based artist Hannah Stippl uses pattern rollers made of rubber as a structural starting point for her paintings. Formerly these rollers were used to apply flowery and ornamental patterns onto the walls of staircases, kitchens and living rooms. Hannah Stippl uses this, previously bourgeois wall decoration, nowadays often associated with happy past times for her engaged artistic comment.
The series "position desired_05", created within two and a half months (November 2004 to january 2005) deals with job applications in the security branch and private military companies, where high profit is tied together with high risk. The ten big canvases are specially made for her solo show "... no fear!" in the factory of the Kunsthalle Krems. Combined with quotations of texts from advertisments found in the internet, in this work the artist talks about current political themes, directs the view to the fragile condition of our society and does not avoid shake unspoken taboos and restrictions.
In the job applications chosen by Hannah Stippl jobseekers offer themselves as security guards and mercenaries for positions in zones of war and crisis. War experience, knowledge in how to handle different weapons, the readiness to kill, unscrupulousness and brutality, are the forefront qualifications the unemployed maintain in the spotlight of the competition for the most part. Therefore Hannah Stippl with this work series provides a deeply distressing look into the spectrum of madness of present "up-to-date" war. Her works provide a look behind the scene, they disclose once more that violence and cruelty long ago have reached a global dimension, are part of all day life and our civil society. Pieces of the advertising texts make the dimension of the topic visible; the idyll, which at times is unjustified proposed to her work is more fragile than ever:
• "Ready to move out and draw fire." (Chris Watson, Texas)
• "Willing to go anywhere…do anything!" (Carrie MacNeill, Kanada) "I am ready to work (in Iraq), the more risk the better." (Angela Boyd, Ohio)
• "I am currently working in Iraq on contract, doing interrogations on enemy pow’s. Qualified with several different weapons." (Roy Repasky, Texas)
• "Want to kill now. God bless our president!" (Daviechan, Washington, DC)
Collage, Ornament and Reality
Hannah Stippls new work pulls the spectator into a flickering wickerwork of vegetation, writing and ornament. Even though the flowery pattern change everything they catch hold of into a visual pleasure, her work is on principle more about a matter of playing with colours, text and form. Mostly coloured in typical military camouflage colours, the attentively executed and in detail arranged structures and flower collages always contain terms like deception, cover up, glossing over or embellishment.
When combined with applied texts pattern and ornament receive a sudden concrete allegoric and symbolic content. Stippl does not try to understand the principles of collage as a technical process primarily. With this method she pursues the intention to come closer to realities. As a "Critical Realist" she establishes connexions, interprets single phenomena as details of more extensive processes and appeals to the power of judgement of the spectator. Her works are works for dialogue. They create associations of meanings, raise questions to contribute to their answer, place topics to discussion in order to obtain clearness about it. The Graduate of the Vienna University of Applied Arts she reports realities which concern or affect more or less everybody, expresses her opinion about the phenomena she calls upon by releaving the documents (job advertisment) she uses to prove authenticity. Spectators of her work are urged to join the discussion.
With the trick to amalgamate ornamental pattern and text she suceeds in liberating the ornament of its only decorative function. This concerted action guarantees at last the realistic character of foremost abstract-ornamental seeming works. Suddenly patterns have the power to transport in their abstraction a content rich of different facets, to take over the function of a carrier symbolic of moral, social and political conceptions.
In this field of tension the artist consciously renounces in her statement the use of political emblems or other well known symbols of every day life in order to put her interest to the point. In the tradition of anti war art she acts comparatively subtile. Actual experiences or visions of the inferno of war like in the work of Otto Dix, George Grosz, Pablo Picasso, Leon Golub or Duane Hanson, cannot be found. Possible hostile actions and atrocity are anticipated by Hannah Stippl, but she neither names nor shows them explicitly. She counts on the enormous subversive power of her works, which is based on the fact that on the surface, they pretend to be harmless in order to make themselves heard at the right time with a powerful attack of surprise.
Private Militärfirmen: Zum Hintergrund von position desired_05
Walter Manoschek
Lange Zeit von der Öffentlichkeit unbemerkt, hat sich im letzten Jahrzehnt ein neuer Wirtschaftszweig entwickelt, dessen Prosperität jährlich ansteigt. Private Militärfirmen, auch Private Military Companies (PMCs) genannt, sind ein Wirtschaftssegment, das sich in militärischen Auseinandersetzungen weltweit einen fixen Platz erkämpft hat. Derzeit operieren etwa 90 dieser Firmen, die hauptsächlich in den USA und in Großbritannien beheimatet sind, in 110 Ländern. Geschätzte 50% aller verteidigungsrelevanten Jobs werden mittlerweile von privaten Firmen erledigt. Ihr Angebot ist umfassend und reicht von Militärtraining, Personen- und Objektschutz, Logistik, dem Verkauf von Sicherheitsprodukten bis hin zur Bereitstellung von Personal und Waffen für bewaffnete Kampfeinsätze. Der Ertrag der PMCs wird auf jährlich mehr als 100 Milliarden Dollar geschätzt, eine Bilanz, die sich in den ständig steigenden Aktienkursen dieser privaten Kriegsunternehmen niederschlägt.
Was sind die Ursachen für diesen Boom?
Ein wesentlichster Grund liegt in der Veränderung der Erscheinungsform des Krieges. Der klassische Staatenkrieg hat nach dem Ende des Kalten Krieges seine Bedeutung verloren. Heute stehen sich nicht mehr zwei gegnerische Nationen mit ihren Militärapparaten gegenüber. Die militärische Ost-West-Konfrontation ist heute ebenso Geschichte wie die Stellvertreterkriege, die im Zeitalter der beiden Supermächte ausgefochten wurden. An ihre Stelle treten immer häufiger „militärische Interventionen“ durch multinationale Truppenkontingente unter Aufsicht supranationaler Organisationen, wie etwa die UNO, oder ad-hoc-Allianzen unter US-Kommando, wie die „Koalition der Willigen“ im Krieg gegen den Irak. Daneben hat sich eine kaum mehr bezifferbare Anzahl von Bürgerkriegen und innerstaatlichen militärischen Konflikten zwischen verschiedenen warlords und Guerillagruppen entwickelt, die nicht mehr primär die Erringung der Staatsmacht, sondern die Kontrolle von Territorien und die Ausbeutung von Rohstoffquellen innerhalb eines Landes zum Ziel haben. Gemeinsam ist diesen „neuen Kriegen“ (Herfried Münkler), dass das staatliche Gewaltmonopol zur Kriegsführung obsolet geworden ist. Parallel zur zunehmenden Entstaatlichung von Kriegen findet in der neoliberalen Globalisierungsphase die sukzessive Privatisierung aller profitablen Güter statt. Die Verschränkung beider Entwicklungen schafft Marktnischen im militärischen Bereich, die von den PMCs auf unterschiedliche Weise ausgefüllt werden.
Insbesondere für drei militärische Konfliktszenarien verfügen die privaten Militärfirmen über attraktive Angebote:
1) In den als „failed states“ bezeichneten Ländern, die über keine oder nur über eine sehr labile staatliche Zentralgewalt verfügen, bieten die PMCs Waffenlieferungen und den Schutz von lukrativen Rohstoffquellen an. Es handelt sich dabei meist um Länder, in denen im innerstaatlichen Konfliktfall der Einsatz von multinationalen Friedenstruppen als zu riskant, als aussichtslos oder als zu kostenintensiv eingeschätzt wird. Das staatliche Gewaltmonopol wird dort von einer Vielzahl sich gegenseitig bekämpfende Milizen abgelöst, für die Krieg zu einem dauerhaften Betätigungsfeld geworden ist, an dessen Beendigung sie kein Interesse haben und von dessen Andauern sie profitieren. Länder, wie die Demokratische Republik Kongo, Angola oder Sierra Leone, stehen hier stellvertretend für viele andere. In Sierra Leone, in dem bis 2002 ein grausamer Krieg tobte, hatten die Bürgerkriegsparteien den mit einem UN-Mandat ausgestatteten nigerianischen Friedenstruppen innerhalb kurzer Zeit die Waffen abgekauft. Da seit 1997 ein UN-Embargo für die Lieferung von Kriegsmaterial nach Sierra Leone bestand, bediente sich eine der Bürgerkriegsfraktionen für weitere Waffenlieferungen der privaten britischen Militärfirma Sandline International, die zudem noch den Schutz der Diamantenminen übernahm und mit Förderkonzessionen für den Diamantenabbau bezahlt wurde. In diesen Ländern agieren PMCs als Profiteure von zerfallenden Nationalstaaten, wobei sie die strukturellen Ursachen der Instabilität in diesen Ländern noch verfestigen.
2) Ein weiteres Operationsgebiet für PMCs sind Länder, an denen die Herkunftsstaaten der privaten Militärfirmen politisch interessiert sind, allerdings aus diplomatisch oder völkerrechtlichen Gründen nicht gewillt sind, für militärische Aktionen die Verantwortung zu übernehmen. In diesen Fällen stellt die offizielle Distanz der Herkunftsstaaten zu den privaten Militärfirmen die Grundlage der Privatisierung militärischer Aktivitäten dar. Ein klassisches Beispiel ist der „Drogenkrieg“ der USA gegen Kolumbien. Im Auftrag der USA zerstören die Piloten der Firma DynCorp mit eigenen Flugzeugen die kolumbianischen Kokaplantagen und verfolgen vermeintliche Drogenschmuggler. Im Balkankrieg löste die USA ein Problem in Kroatien mit Hilfe der amerikanischen Firma Military Professional Resources Inc. (MPRI). Da ein UN-Embargo jede militärische Unterstützung der im Balkan-Krieg involvierten Länder verbot, empfahl das Pentagon Kroatien das MPRI zu engagieren, um die kroatische Armee auszubilden. Mit Erfolg: ein Jahr später startete das kroatische Militär eine erfolgreiche Offensive gegen die Serben, die das Ende des Balkankrieges einleitete. In diesen Fällen übernehmen militärische Privatfirmen Aufgaben, die früher vom CIA oder Spezialeinheiten der Armee wahrgenommen wurden. Der Vorteil besteht darin, dass durch die Auslagerung militärisch heikler Aufgaben an Privatfirmen völkerrechtliche und politische Querelen vermieden werden können. Die PMCs agieren dabei als privatwirtschaftlich organisierter verlängerter Arm ihrer Herkunftsländer.
3) Das aktuell umfangreichste Betätigungsfeld privater Militärfirmen ist ihr Einsatz als „Juniorpartner“ der USA in Afghanistan und dem Irak. Allein im Irak sind 10 000 „private Soldaten“ stationiert. Sie stellen damit nach der US-Armee (150 000 Soldaten) das stärkste Truppenkontingent, noch vor den Briten, die mit etwa 9000 Soldaten vertreten sind. Sie unterstehen dem amerikanischen Militärkommando, wobei ihre Aufgaben von Objekt- und Personenschutz über die Ausbildung der irakischen Polizei und Armee bis hin zur Bedienung ausgefeilter Waffensysteme bei Kampfhandlungen reichen. Ihre Präsenz kostet dem Pentagon einen gehörigen Teil seiner Kriegsausgaben: Nach inoffiziellen Schätzungen des amerikanischen Militärs wird ein Drittel, etwa 30 Milliarden Dollar, des 87-Milliarden-Budgets, das im Jahr 2003 für den Irak und Afghanistan bewilligt wurde, für Verträge mit PMCs ausgegeben. Die Frage stellt sich, warum? Private Militärfirmen bieten den USA einige Vorteile. So unterstehen sie nicht denselben Kontrollmechanismen wie staatliche Armeen und sind nicht an internationales Recht gebunden. Werden Mitarbeiter privater Firmen bei Einsätzen getötet oder verwundet, so scheinen diese Verluste nicht in der offiziellen Militärstatistik auf. Der aufsehenerregendste Fall war die Ermordung und Verstümmelung von vier Mitarbeitern der amerikanischen Firma Blackwater in Fallujah im Frühjahr 2004, der weltweit über die Medien ging. Das sind gute Gründe, die allerdings nicht den Kern der Sache treffen. Der Boom der PMCs hat seine Ursache in der generellen Auslagerung bisher staatlicher Aufgaben an Privatunternehmen nach dem Motto: Verstaatlichung der Kosten, Privatisierung der Gewinne. Nunmehr werden nicht nur Gefängnisse von Privatfirmen betrieben, sondern auch militärische Bereiche privatisiert und dann vom Staat teuer angemietet. Seit 1994 hat das US-Verteidigungsministerium mehr als 3000 Verträge in der Höhe von 300 Milliarden Dollar mit PMCs abgeschlossen. Etwa 90% dieser Aufträge gingen an nur zwei amerikanische Firmen. Eine davon ist Kellogg Brown and Root, eine Tochterfirma des Halliburton Konzerns, in dem bis zum Jahr 2000 US-Vizepräsident Dick Cheney Vorstandsvorsitzender gewesen ist. Einen besseren Lobbyisten kann man sich wohl kaum wünschen. Mit den PMCs hat die Privatwirtschaft auch Einzug in jenen Bereich gefunden, der seit mehreren Jahrhunderten als uneingeschränktes staatliches Monopol galt: das Militär.
Serie “Position Desired”, 2005, Öl, Acryl & Collage auf Leinwand, 220 x 180cm
Private military companies: On the background of position desired_05
Walter Manoschek
Unnoticed by the public for a long time, a new branch of the economy has developed in the last decade and its prosperity is increasing every year. Private military companies (PMCs) are a segment of the economy that has gained a firm foothold in military conflicts worldwide. Currently, about 90 of these companies, based primarily in the U.S. and the U.K., operate in 110 countries. An estimated 50% of all defense-related jobs are now done by private firms. Their services are extensive and range from military training, personal and property protection, logistics, and the sale of security products to the provision of personnel and weapons for armed combat operations. PMCs' revenues are estimated at more than $100 billion annually, a record that is reflected in the ever-rising stock prices of these private warfare companies.
What are the causes of this boom?
One of the most fundamental reasons is the change in the manifestation of war. The classic war between states has lost its significance since the end of the Cold War. Today, it is no longer two opposing nations with their military apparatuses facing each other. The military East-West confrontation is as much history today as the proxy wars fought in the age of the two superpowers. They are increasingly replaced by "military interventions" by multinational contingents of troops under the supervision of supranational organizations, such as the UN, or ad hoc alliances under U.S. command, such as the "coalition of the willing" in the war against Iraq. In addition, a barely quantifiable number of civil wars and internal military conflicts have developed between various warlords and guerrilla groups, whose primary goal is no longer the seizure of state power but the control of territories and the exploitation of raw material sources within a country. What these "new wars" (Herfried Münkler) have in common is that the state monopoly on the use of force to wage war has become obsolete. Parallel to the increasing denationalization of wars, the successive privatization of all profitable goods is taking place in the neoliberal globalization phase. The intertwining of both developments creates market niches in the military sphere, which are filled by PMCs in different ways.
Private military companies have attractive offerings for three military conflict scenarios in particular:
1) In countries designated as "failed states," which have no or only very unstable central state authority, PMCs offer arms supplies and the protection of lucrative sources of raw materials. These are usually countries in which the deployment of multinational peacekeeping forces in the event of internal conflict is considered too risky, too futile or too costly. The state monopoly on the use of force has been replaced by a large number of militias fighting each other, for whom war has become a permanent field of activity that they have no interest in ending and from whose continuation they profit. Countries such as the Democratic Republic of Congo, Angola and Sierra Leone are representative of many others. In Sierra Leone, where a cruel war raged until 2002, the civil war parties had bought the weapons from the UN-mandated Nigerian peacekeepers within a short time. Since there had been a UN embargo on the supply of war material to Sierra Leone since 1997, one of the civil war factions used the private British military company Sandline International for further arms supplies, which also took over the protection of diamond mines and was paid with mining concessions for diamond mining. In these countries, PMCs act as profiteers from failing nation-states, further entrenching the structural causes of instability in these countries.
2) Another area of operation for PMCs are countries in which the states of origin of the private military companies have a political interest, but are unwilling to assume responsibility for military actions for diplomatic or international legal reasons. In these cases, the official distance of the states of origin from the private military companies is the basis for the privatization of military activities. A classic example is the U.S. "drug war" against Colombia. On behalf of the U.S., DynCorp pilots use their own aircraft to destroy Colombian coca plantations and pursue alleged drug smugglers. In the Balkan War, the U.S. solved a problem in Croatia with the help of the American company Military Professional Resources Inc. (MPRI). Because a UN embargo prohibited any military assistance to countries involved in the Balkan War, the Pentagon recommended that Croatia hire MPRI to train the Croatian army. With success: a year later, the Croatian military launched a successful offensive against the Serbs that ushered in the end of the Balkan War. In these cases, private military companies are taking over tasks that used to be performed by the CIA or special army units. The advantage is that by outsourcing militarily sensitive tasks to private firms, international legal and political squabbles can be avoided. The PMCs act as a privately organized extension of their countries of origin.
3) The currently most extensive field of activity of private military companies is their deployment as "junior partners" of the USA in Afghanistan and Iraq. In Iraq alone, 10,000 "private soldiers" are stationed. This makes them the largest contingent of troops after the U.S. Army (150,000 soldiers), ahead of the British, who are represented with about 9,000 soldiers. They are under the U.S. military command, and their duties range from object and personal protection to training the Iraqi police and army to operating sophisticated weapons systems during combat operations. Their presence costs the Pentagon a fair amount of its war spending: According to unofficial U.S. military estimates, one-third, about $30 billion, of the $87 billion budget approved for Iraq and Afghanistan in 2003 is spent on contracts with PMCs. The question becomes, why? Private military contractors offer some advantages to the United States. For example, they are not subject to the same oversight mechanisms as state armies and are not bound by international law. If employees of private companies are killed or wounded during missions, these losses do not appear in the official military statistics. The most sensational case was the killing and maiming of four employees of the American company Blackwater in Fallujah in the spring of 2004, which was covered by the media worldwide. These are good reasons, but they do not get to the heart of the matter. The boom in PMCs has its roots in the general outsourcing of previously state tasks to private companies according to the motto: nationalize the costs, privatize the profits. Now, not only are prisons being run by private companies, but military areas are also being privatized and then expensively leased by the government. Since 1994, the U.S. Department of Defense has signed more than 3,000 contracts worth $300 billion with PMCs. About 90% of these contracts have gone to just two American firms. One of them is Kellogg Brown and Root, a subsidiary of the Halliburton corporation, where U.S. Vice President Dick Cheney was chairman of the board until 2000. One could hardly ask for a better lobbyist. With the PMCs, the private sector has also found its way into an area that for several centuries was considered an unrestricted state monopoly: the military.